Großbritannien. (Januar 7.—8.) 279
Eine große Anzahl besucht in geordnetem Zuge die Pfarrkirche von
Marylebone. Die Predigt wird durch Rufe unterbrochen und bei Erwäh-
nung des Namens der Königin erhebt sich Zischen. In der St. Giles-
Kirche lassen die Sozialisten Exemplare der Arbeiterzeitung „Justice“ auf
den Sitzen zurück.
Am 27. Februar füllen die St. Paulskirche an 10 000 Menschen.
Die Sozialisten haben viele Kinder und Frauen mitgebracht, welche die Aus-
füprunen des Geistlichen über Arme und Reiche wiederholt durch laute Zu-
rufe unterbrechen.
7. Januar. Die bulgarische Regentschaftsabordnung,
welche seit Ende des Monats in London sich aufgehalten hat, reist
nach Paris ab.
Die Abordnung war von Iddesleigh und Salisbury auf das Zuvor-
kommendste empfangen worden. Auf ihr Exposé und die Bitte um Englands
Intervention zu Gunsten Bulgariens hatte Iddesleigh, obgleich in der Form
ungemein liebenswürdig, doch nur erklären können, daß England mit den
bulgarischen Bestrebungen sympathisiere, und daß es, insoweit dies mit den
Vertragspflichten verträglich sei, den Interessen Bulgariens zu dienen sich
bestreben werde. Weiter jedoch könne England sich nicht engagieren. Die
Bulgaren müßten mit den Mächten, welche in erster Linie dort Interessen
haben, eine Verständigung suchen. Lord Iddesleigh lud schließlich die De-
putation mit Sir Frank Lascelles, dem frühern brittischen Vertreter in So-
phia auf sein Landgut ein. Die Deputation hatte dann nach der Unterre-
dung mit Iddesleigh auch eine lange Konferenz mit dem permanenten Unter-
staatssekretär im Auswärtigen Amte.
7. Jannar. (Bulgarien.) Das Reuter'sche Telegraphen-
büreau teilt den Inhalt der von Sir William White an Said
Pascha übergebenen Antwortsnote Lord Iddesleighs auf das Rund-
schreiben der Pforte vom 8. Dezember mit.
Danach erklärt dieser, daß England, da ihm die Bedingungen, welche
Rußland an die Anerkennung der Wahl des Fürsten vom Mingrelien knüpft,
unbekannt seien, und im Hinblicke auf die ungünstige Aufnahme, welche die
Kandidatur des Fürsten von Mingrelien in Bulgarien gefunden habe, die-
selbe nicht in Sophia empfehlen könne. Lord Iddesleigh sagt ferner, daß
England — im Einklange mit in Petersburg bereits gemachten Mitteilun-
en — bereit sein würde, zur Lösung der bulgarischen Frage in Unterhand-
ungen mit den Mächten zu treten, und zwar entweder vermittelst einer
Konferenz oder durch einen Meinungsaustausch zwischen den Kabinetten.
Schließlich drückt der Minister die Ansicht aus, daß die oben erwähnten,
auf den Berliner Vertrag basierten Unterhandlungen der Wahl eines Fürsten
vorangehen sollten.
8. Janugr. Sir William White wird endgültig zum
Botschafter beim Sultan ernannt. Man betrachtet diese Ernennung
allgemein als ein Fallenlassen der Abmachungen Sir Drummond
Wolffs.
8. Januar. (Irland.) Die „Daily News“ veröffentlichen
ein Schreiben des Erzbischofs Walsh von Dublin.
In demselben erklärt er eine Korrespondenz der „Daily News“ aus