280 Greßbritannien. (Junuar 11.—Mitte.)
„hoher römischer Quelle" für unrichtig, wonirch man im Vatikan sehr unzu-
frieden mit der Haltung des irischen Klerus sei, du diese dem konservati-
ven Charakter der Kirche widerspreche. Es sollte sogar ein Kardinalskolle-
ium zusammengetreten sein um eine Ermahnung „an gewisse hervorragende
irische Prälaten“ auszuarbeiten; der Papst selbst an die Erzbischöfe von Dub-
lin und Kassel geschrieben haben, um von ihrer parnellitischen Politik abzu-
raten. Diese Angaben wurden glaubhaft, da ihre Bestätigung von seiten
eines hohen katholischen Würdenträgers Englands gemeldet wurde. Walsh
erklärt den Korrespondenten für getäuscht durch diesen, böswilliger Verleum-
dung schuldigen Würdenträger. Seit zwölf Monaten habe derselbe bereits
ähnsiche Mitteilungen, „ebenso unbegründet und ebenso böswillig“ in die
Oeffentlichkeit gelangen lassen und habe jetzt augenscheinlich „ermutigt durch
seine Erfolge in der Entstellung der Thatsachen“" seine Verleumdungen in
bestimmterer Form von sich gegeben, sodaß sie sich direkt bestreiten ließen.
Walsh erklärt, er wolle sie nicht überflüssiger Weise in starken Ausdrücken
ergehen und begnüge sich deshalb damit, die Geschichte von dem päpstlichen
Briefe, „eine im vollsten Sinne des Wortes gänzlich unbegründete Unwahr-
heit“ zu nennen. Schließlich warnt er alle, die es angeht, sie möchten sich
über irische Fragen nicht von einem „englischen Mitgliede der römisch-katho-
lischen Kirche"“ unterrichten lassen, wie „eminent“ derselbe auch sein möge.
Als der so bezeichnete Würdenträger gilt allgemein der Kar-
dinal Howard.
11. Januar. (Irland.) Lord Dillon, gegen den sich der
Feldzugsplan der irischen Nationalliga in erster Linie richtete, gibt
den Forderungen derselben dahin nach, daß er seinen Pächtern eine
Ermäßigung von 20% gewährt und alle ausgetriebenen wieder in
ihre Pachtgüter einsetzt. Noch in der Woche vorher hatte er gegen
400 Pächter Prozesse wegen Zahlungsweigerung angestrengt.
12. Januar. Minister des Auswärtigen Lord Iddesleigh
(vorher Sir Stafford Northeote) stirbt plötzlich, als er im Begriff
ist, die Zreppe bei Lord Salisbury hinaufzugehen.
Derselbe hatte seine Demission gegeben und den von Salisbury be-
gehrten Wiedereintritt in das Kabinet endgültig abgelehnt. Ueber das zwi-
schen ihm und Salisbury herrschende Zerwürfnis, welches kurz vor seinem
Tode sich mehr und mehr verschärfte, berichtet die „Pall Mall Gazette“,
daß die Königin selbst zu Gunsten des von ihr hochgeschätzten Ex-Fürsten
Alexander von Bulgarien das Ministerium zu Maßregeln hätte bewegen
wollen, deren Durchführung notwendiger Weise einen Krieg mit Rußland
hätte heraufbeschwören müssen. Salisbury sei nur zu sehr geneigt gewesen,
diesem Einflusse nachzugeben; da habe Churchill sich das Verdienst erworben,
einen dahinzielenden Beschluß zu vereiteln. Der Zwist, welcher sich an diese
Vorgänge geknüpft, sei der eigentliche Grund für die Amtsniederlegung Chur-
chill's gewesen. Die Meinungsverschiedenheit betreffs der Mehrausgaben für
Heer und Marine stehe damit in enger Verbindung, sei aber nicht die ur-
sprüngliche Veranlassung für den Bruch Churchills mit seinen Amtsgenossen.
Dieser Bruch mit Churchill sei auch die Veranlassung geworden des Strei-
tes zwischen Salisbury und Iddesleigh, der für Churchill eingetreten sei.
Mitte Januar. (Liberale Parteien.) Zwischen den Führern
der liberalen Gruppen findet eine Besprechung auf Gladstones Ver-