284 Greßbrilannien. (Januar 27. —Februar 5.)
kriegerisch. sondern friedlich sei. Ich hoffe ernstlich, daß diese gowlnaungen
richtig seien und daß Europa das schreckliche Unglück eines Konfliktes zwi-
schen den zivilifiertesten Nationen erspart bleiben wird.“
27. Januar bezw. 10. Februar. Minister Göschen unter-
liegt in Liverpool bei der Nachwahl zum Unterhaus gegen den
Gladstoneaner Neville mit 3211 gegen 3218 Stimmen, wird aber
darauf in London (Saint-Georges) gegen den Radikalen Hays-
mann mit großer Mehrheit gewählt.
29. Januar. (Irland: Unruhen.) In Belfast kommt es
wieder zu Ruhestörungen.
Die Erregung der Gemüter ist seit dem Bekanntwerden des Berichts
der Untersuchungskommission über die letzten Ruhestörungen (vgl. 1886 VI. 10),
der den Protestanten im Wesentlichen die Schuld gibt, auf das höchste ge-
spannt. Die Arretierung eines Betrunkenen, der eine Soldatenabteilung mit
Steinen geworfen, erbittert die Menge. Die Polizei wird mit Steinen und
Schüssen wiederholt angegriffen, bewältigt aber die Menge. Es gibt mehrere
Verwundete, an 40 Personen werden verhaftet.
31. Januar. Oberhaus: verwirft in 2. Lesung einen Antrag
auf Gewährung des Wahlrechts an die Frauen.
4. Februar. (Aegypten.) Unterhaus: Bei der Adreßdebatte
fordert Kremer sofortige Räumung Aegyptens.
Fergusson antwortet: Es sei nicht wahr, daß die Gegenwart brit-
tischer Truppen in Aegypten die fremden Regierungen irritiere. Die fremden
Mächte seien von einer Pression hinsichtlich der Dauer der Okkupation abge-
standen. Wir haben gezeigt, daß wir in Aegypten sind, um der Wohl-
fahrt Aegyptens und der gesamten Welt willen, und daß wir bereit sind,
uns feierlichst für die Neutralisierung Aegyptens und des Suezkanals zu ver-
pflichten. Unsere Hauptzwecke find die Herstellung des Gleichgewichts in den
Finanzen, die Organisation einer gesunden Verwaltung, die Besserung der
Lage des Volkes und die Errichtung einer tüchtigen Polizei und einer star-
ken Regierung, unter Anerkennung der Suprematie des Sultans als Haupt
der mohamedanischen Religion. Fergusson zählt die bereits gemachten Fort-
schritte auf und erklärt weiter: betreffs Aegyptens suchen wir eine Verstän=
digung mit den Mächten und nicht die Verewigung oder die zu große Ver-
längerung unseres Aufenthaltes daselbst; aber schensull werden wir Aegypten
nicht verlassen, bevor wir unsere Verpflichtungen erfüllt und unsere Verant-
wortlichkeiten erledigt haben; wir find in Aegypten nicht aus selbstsüchtigen
Rücksichten.
5. Februar. (Kontinentale Kriegsfrage.) Die Salis-
bury nahestehende „Morning-Post“ schreibt über den Kriegs-Artikel
der „Post“ (vgl. Deutsches Reich, Jan. 31.).
„Nichts würde im gesenwärtigen Augenblicke verhängnisvoller für
die brittischen Interessen und den Frieden Europas sein, als wenn auswär-
tige Regierungen und Nationen sich eine irrige Idee über die zukünftige Po-
litik Englands machten. Wenn wir früher behauptet haben, daß es nicht
die Pflicht Englands wäre, die Initiative in den Angelegenheiten der Bal-
kan-Halbinsel zu ergreifen, so darf man daraus nicht schließen, daß wir in
irgend einer Weise unsere Pflicht als Mitunterzeichner des Berliner Vertra-