Grosbritannien. (November 9.) 307
met hat. Die besten Wünsche aller seiner Landsleute begleiten ihn, welche
hoffen, daß es das Resultat seiner Bemühungen sein wird, in Zukunft die
Möglichkeit zu verhindern, daß Streitigkeiten zwischen Nationen entstehen,
welche von demselben Stamme kommen und dieselbe Sprache reden. Wenn
ich nicht nur die Verhältnisse unseres Landes, sondern die allgemeine Welt-
lage ins Auge fasse, soweit es die Erhaltung des Friedens betrifft, so ent-
geht uns nicht, daß eine gewisse Besorgnis besteht. Aber dennoch ist nichts
zu meiner diplomatischen Kenntnis gekommen, was einen Grund für diese
Besorgnis bilden könnte. Solange große Nationen enorme, immer an Zahl
wachsende Armeen unterhalten und jedes Jahr größere Summen verausgaben
zur Schärfung ihrer Waffen, als ob jeden Augenblick die Notwendigkeit zum
Gebrauch derselben gegen einander an sie herantreten könnte, solange die Ver-
vollständigung der Rüstungen anhält, ist es eitel, zu hoffen, daß die Welt
der Segnungen völliger Ruhe teilhaftig werden kann. Aber gerade dieser
Zustand hat auch seine Kompensationen. Die außerordentlichen Leistungen
der modernen Wissenschaft haben den Zerstörungswaffen eine so fürchterliche
Gewalt verliehen, daß die kleine Schar mächtiger Männer, welche sie in der
Hand haben, sich ernstlich bedenken. Sie wissen, daß die Verwüstung, welche
auf ein Wort von ihnen angerichtet werden wird, so furchtbar, daß ihre
Verantwortlichkeit so groß ist, daß ich fast glauben möchte, daß die Garan-
tien des Friedens dadurch nicht unbedeutend größer geworden sind, als in
der alten Zeit, wo die Waffen so schwach waren, der Krieg ein Zeitvertreib
war und so leicht und billig begonnen werden konnte. Mylords und Gent-
lemen! Ich glaube nicht, daß die berührte Besorgnis begründet ist. Man
pflegte früher wohl auszusprechen, daß, wenn es keine Herrscher gäbe, die
Völker ewig miteinander in Frieden leben würden. Ich bin überzeugt, daß
wenigstens heutzutage gerade das Gegenteil gilt. Ich glaube, daß jeder
Herrfhzer und jeder Minister von Bedeutung, jeder Souverän, und ich muß
in erster Linie die Präsidenten von Republiken, wie Präsident Grevy und
Präsident Cleveland, einschließen, ich glaube, daß alle Souveräne und her-
vorragenden Minister ohne Ausnahme den tiefernsten Feusch der Erhaltung
des Friedens hegen. Besteht für die Zukunft eine Gefahr, so rührt sie von
anderen Ursachen her, von den Ausbrüchen eines leidenschaftlichen und oft
irrig unterrichteten Nationalgefühls der großen Massen eines Volkes. Wir
haben nur das eine Ziel, die Erhaltung des Friedens. Wir wünschen die
Beobachtung der Verträge, die Aufrechthaltung der gegenwärtigen Gruppierung
Europas, die Unabhängigkeit freier Gemeinwesen. Dieses sind die traditionellen
Bestrebungen Englands in der Vergangenheit gewesen, und sie werden es
auch in der Zukunft bleiben, und in diesem Wunsche wird, meiner Ansicht
nach, England nicht allein dastehen. Wir haben kürzlich die Reden ausge-
zeichneter Männer, der auswärtigen Minister Oesterreichs und Italiens, ge-
lesen — zweier Staaten, mit denen wir durch tiefe Sympathien verbunden
sind und deren Interessen in vielen Hinsichten genau mit den unfrigen zu-
sammenfallen. Wir haben ihre Reden gelesen — Reden, welche die Welt
zu der Hoffnung ermutigt haben, daß der Friede erhalten bleibt, und wir
lauben, daß auch sie die Ziele verfolgen, welche ich als Ziele der englischen
Poritu vorher hingestellt habe. Nicht ohne Berechtigung, nicht ohne Grund
haben sie die Hoffnung und Ueberzeugung ausgesprochen, daß sie die Sym-
pathie Englands auf ihrer Seite haben werden. Ich glaube, daß die Sym-
pathie Englands bei ihnen sein wird. Aller Einfluß, über den es gebieten
kann, wird denjenigen Nationen zufallen, deren Bemühungen auf die Erhal-
tung der Freiheit, des Rechtes und des Friedens gerichtet sind."“
Zu Fragen der inneren Politik übergehend, bemerkt der Premier, daß
die Regierung ihr Möglichstes gethan habe, gewissen im Parlament eingebrachten
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