336 Krankreich. (Juli 5.—8.)
5jährigen Dienstzeit, lehnt aber die Entlassung der nach 2 Dienst-
jahren als genügend ausgebildet erachteten Soldaten (§ 49) ab.
Bei der Debatte gibt Kriegsminister Ferron, nachdem er erklärt, es
gei ihm durch die jetzige Lage große Zurückhaltung auferlegt, er sei nicht der
erfasser des vorliegenden Entwurfes, sondern habe denselben bloß angenom-
men, folgende Erläuterungent Starke Effektivbestände seien unerläßlich, und
die Vorlage gestatte die Anordnung des dreijährigen Dienstes in den Be-
dingungen der jetzigen Budgetfrage. Das jährliche Kontingent betrage
198,000 Mann; davon gehen ab 36,500 Mann, die des Dienstes enthoben
oder dienstunfähig seien, und 7000 Mann für die Marine. Es bleiben
154,500 Mann, zu denen 12,000 vertagte Leute kommen, also im ganzen
166,500 Mann, wovon wiederum 3500 Mann wegen Revision ausfielen.
Im zweiten Jahre sei das Kontingent wegen der Verluste bloß 145,000
Mann und im dritten nur noch 125.000 Mann stark. Die drei Kontingente
ergeben 434,000 Mann, wozu die stehende Effektivstärke von 90,000 Mann
hinzukomme, was 524,000 Mann, aber mit Abrechnung der Beurlaubten
nur 480,000 Mann ergebe. Der jetzige Effektivstand betrage 415,000 Mann,
der Ueberschuß also 65,000 Mann; indes die bewirkten Ersparnisse erlaubten,
19,000 Mann in den Cadres herzustellen. Es blieben daher für den Unter-
alt 45,500 Mann, die durch vorzeitige Entlassungen auf 36,000 Mann
erabgesetzt würden. Für diese 36,000 neien achtzehn Millionen erforderlich,
wovon lehn Millionen durch verschiedene neue Ersparnisse aufgewogen werden.
Die Kammer brauche daher nur 8 Millionen zu bewilligen, und eine fran-
zösische Kammer werde kein Bedenken tragen, dieselben zu votieren. Dies
wäre dann wohl eine Dienstzeit von drei Jahren. Werde übrigens Artikel 49
angenommen, so werde er niemals, so lange er Kriegsminister sei, einen
Gebrauch davon machen.
5. Juli. Kammer: Budgetvorlage.
Das Budget veranschlagt die Einnahmen mit 3,002.069,981, die
Ausgaben mit 3,001.758,098 Franks, weist also einen Ueberschuß von
311,883 Franks aus. Gegenüber dem unter dem Ministerium Goblet ein-
gebrachten Voranschlage zeigt der gegenwärtige ein Minder-Erfordernis von
129 Millionen.
Das Budget verlangt weder eine neue Steuer, noch ein Anlehen und
verzichtet auf die vom vorigen Kabinett beantragte Steuer und die Auf-
schlagsteuer auf Alkohol.
Von den Ersparnissen entfallen 69 Millionen auf das Ordinarium,
60 Millionen auf das Extraordinarium.
8. Juli. Abreise des Generals Boulanger aus Paris.
Die Volksmassen benutzen dieselbe zu einer wüsten Demonstration.
Schon tags zuvor hatten auf ein irriges Gerücht hin Tausende den Lyoner
Bahnhof besetzt. Am Abend der Abreise wird die versammelte Menge, unter
der sich mehrere Abgeordnete der äußersten Linken befinden, auf 25,000 ge-
schätzt. Als Boulangers Wagen erscheint, stürzt sie sich auf denselben, Bou-
langer wird in den Bahnhof getragen, der trotz des Widerstandes der
Polizei= und Bahnbeamten von der Masse gestürmt wird, wobei viele Thüren
und Fenster demoliert werden.
Der Stationschef läßt den Zug, um den Reisenden das Einsteigen
zu ermöglichen, aus der Halle vorschieben, das Volk stürzt sich in denselben,
ersteigt die Düächer der Waggons unter betäubendem Geschrei: „C'est Bou-
langer, qui nous fait! il reviendral Vive Boulanger!" und unter Fahnen-
schwenken. Dérouleède hält eine Ansprache, in der er zur Ordnung mahnt,