340 Kra#nkreich. (Juli 19.—Ende.)
folgender Weise beurteilt worden: Wenn die Kommission bloß die finan-
zielle Seite ins Auge faßte, so würde sie die Vorlage verwerfen; aber ange-
sichts der für die Vorlage günstigen Anschauung der Militär-Kommission
widersetzte sie sich nicht 1 Annahme.
19. Juli. Deputiertenkammer: Rivet interpelliert die Regie-
rung wegen der Beförderung des Pfarrers von Chateau-Vil-
lain (vgl. Gesch Kal. 1886 IV, 13. bzw. 17.) durch den Erzbischof
von Grenoble.
Es werden mehrere auf Kündigung des Konkordats abzielende Tages-
ordnungen eingebracht. Unterrichtsminister Spuller sagt, er habe den
Bischof aufgefordert, die Beförderung zurückzuziehen und nimmt die Tagesord-
nung Rivets an, welche die Regierung auffordert, den Gesetzen Geforsam
zu verschaffen. Dieselbe wird mit 388 gegen 144 Stimmen angenommen,
nachdem ein Antrag Lanjuinais (Rechte), die Besprechung der Interpel-
lation um einen Monat zu verschieben, mit 317 gegen 166 Stimmen ver-
worfen worden ist.
19. Juli. (Deutsche Spirituosen.) Kammer: Für den
Antrag Delisse, die Regierung zu ermächtigen, alle nötigen Maß-
nahmen während der Kammerferien gegen das Eindringen deutscher
Spirituosen zum Schutze der nationalen Industrie zu ergreifen, wird
die Dringlichkeit votiert, der Antrag selbst der Zollkommission über-
wiesen.
22. Juli. Schluß der Session beider Kammern.
25. Juli—6. Aug. (Ferry und Boulanger.) Ferry hält
in Epinal eine Rede, in welcher er auf Boulanger als den „General
des café chantant“ anspielt. Boulanger fordert Ferry, stellt aber
außergewöhnlich scharfe Bedingungen, sodaß dessen Zeugen ablehnen.
Auch die „Autorität“ im Duellwesen, Cassagnac, spricht sich in
einem Gutachten gegen die ungewohnten Forderungen des Generals aus.
Die Folge ist, daß das Duell nicht zu stande kommt.
Ende Juli. Eine Anzahl radikaler Führer erlassen „an alle
Republikaner Frankreichs“ einen Aufruf zur Bildung eines großen
republikanischen Bundes anläßlich der Sakularfeier der Re-
volution von 1789.
Sie bezeichnen als die Abtrünnigen die, welche das Konkordat mit
dem Papste und das Paktieren mit den Royalisten gutheißen. Als das
notwendige Ziel aller Republikaner stellen sie hin: die Trennung der Kirchen
vom Staate, die Gemeindefreiheiten, den Unterricht für das Kind, den Schutz
für die Frau, die Unterstützung für den Greis, den Kredit für den Arbeiter,
die unentgeltliche Rechtspflege, die progressive Besteuerung, kndlich die Gleich-
heit Aller vor dem Militärdienste, denn wir wollen wieder herstellen, was
unsere Vorfahren von 1792 nannten: „die große Partei der Patrioten“.
Ende Juli. Der Deputierte Laur veröffentlicht anonym in
der „France“" angebliche Enthüllungen über einen Staatsstreich, zu