Krankreich. (August Anfang —2.) 341
dem 94 Generale den General Boulanger im Januar ds. Js. zu
gunsten der Monarchisten bewegen wollten. Boulanger habe aber
geantwortet, wenn er einen Staatsstreich machen würde, so würde
es nur zu gunsten der Republik sein. Die Enthüllungen führen zu
heftiger Zeitungspolemik, Cassagnac nennt Laur einen Lügner, lehnt
aber eine Herausforderung ab. Laur giebt später eine Darstellung,
welche die Angelegenheit als eine ziemlich harmlose erscheinen läßt.
Er neunt unter den Agitatoren für den Staatsstreich nur den Bona-
partisten Delafosse, welcher dieser Angabe ein entschiedenes Dementi
widerfahren läßt.
Anfang August. Beim Tode Katkows spricht fast die ge-
samte Presse mit großen Lobeserhebungen von dem Toten. Eine
große Anzahl von Vereinen und Journalen, sowie die Studenten
von Paris senden Beileidstelegramme an die Hinterbliebenen. Nur
die sozialistische Presse spricht sich mißbilligend über diese Kund-
gebungen aus.
Der „Cri du Peuple“ bezeichnet die Haltung der Pariser Presse
als eine Schande, beschimpft den Zaren und sagt, es sei skandalös, daß
Republikaner das Andenken eines der ärgsten Feinde der Gerechtigkeit und
Freiheit feiern. Im selben Blatte protestieren polnische Sozialisten
gegen Katkows Verherrlichung: „Mit Entsetzen haben wir von der Ehren-
ezeigung für Katkow gehört und protestieren im Namen der internationalen
Solidarität der Sozialisten dagegen."“
Dérouleode und Goupil als Deputierte der Patriotenliga,
Floquet, Laur und eine Anzahl Vertreter der Presse reisen zur
Beerdigung nach Moskau.
Déroulède legt am 9. August am Grabe einen dreifarbigen Immor-
tellenkranz nieder mit der Inschrit. „An Katkow, den großen Patrioten!“
Die Bänder tragen die Aufschrift: „Es lebe Frankreich, es lebe Rußland!“
Er hält dabei eine euthufiastische Lobrede auf Katkow.
2. August. (Aegypten.) Die „Times“ veröffentlicht ein
ihr von ihrem Pariser Berichterstatter zugegangenes Rundschreiben
Flourens' an die Vertreter Frankreichs im Auslande über die
Stellung der Regierung zu den englisch-türkischen Verhandlungen.
Dasselbe erklärt die in der Presse des In= und Auslandes verbreitete
Auffassung derselben für irrig. Frankreich habe, um eine Einigung, die es
in dieser Frage wünschte, besser zustande kommen zu lassen, sich der mög-
lichsten Zurückhaltung befleißigt und jede Einmischung in die langwierigen
Verhandlungen zwischen England und der Türkei vermieden. Das Versprechen
der Verhandelnden, Frankreich jederzeit über den Stand der Besprechungen
auf dem Laufenden zu erhalten, sei jedoch nur anfangs streng innegehalten
worden, sodaß die Regierung plötzlich einem Projekte gegenüberstand, das
ihr ebensowohl den Interessen der Türkei als denen Frankreichs und Euro-
pas zuwiderlaufend erschienen sei. Dies sei nur von der Pforte mitgeteilt
worden. Man habe nicht warten können, bis die amtliche Notifikation er-