VII.
Italien.
Anf. bezw. 14. Januar. Der Beschluß des Gemeinderats
von Mailand dem Kaiser Napoleon III. ein Denkmal, welches
schon lange vollendet bisher in einem städtischen Magazine gestanden
hatte, vor dem Simplonbogen zu setzen, ruft in der Presse die leb-
haftesten Erörterungen hervor.
„Diritto" und andre oppositionelle Stimmen, besonders Radikale und
Garibaldiner fordern das Verbot der Denkmalsaufstellung.
Auf eine Interpellation in der Kammer darüber erklärt Minister-
präsident Depretis:
Der Beschluß des Mailänder Gemeinderats sei anerkennenswert, denn
Italien statte hiemit seinen Befreiern eine Dankesschuld ab. Der Heereszug
Napoleons gehöre der Geschichte an. Das Gedächtnis dieser Thatsache ehre
sowohl Italien als das französische Heer. Die von den Widersachern des
Denkmals angerufene Freiheit würde verletzt worden sein, wenn die Regierung
sich in einen Gemeindebeschluß eingemischt hätte, welcher einem großherzigen,
von der größten Mehrheit der Mailänder und JItaliener geteilten Gefühle
entspreche. (Beifall).
11. Januar. (Wahlexzeß.) In Castellamare kommt es
anläßlich der Wahlen zu einem blutigen Kampfe zwischen den Ra-
dikalen und Ministeriellen. Der Kandidat der Regierungspartei
wird im Getümmel verwundet. Das Militär dringt mit der blanken
Waffe auf die Menge ein; es gibt mehrere Tote und 80 Ver-
wundete.
17.—23. Januar. Aufenthalt der Bulgarischen Regent-
schafts-Delegierten in Rom. Dieselbe wird sowohl vom Grafen
Nobilant als auch von Depretis sehr herzlich empfangen; die Stu-
denten veranstalten verschiedene Sympathiekundgebungen, welche zu-
letzt trotz der äußersten Zurückhaltung der Delegierten einen lärmen-
den Charakter annehmen und das Einschreiten der Polizei nötig
machen.