Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dritter Jahrgang. 1887. (28)

Italien. (Juni 28.—Juli 1.) 373 
Min. Grimaldi erklärt: Italien sei nur durch finanzielle Rücksichten 
zu der Ablehnung veranlaßt worden. Ausstellungen hätten nur dann Wert, 
wenn sie die Vergleichung der Erzeugnisse der verschiedenen Länder gestatte- 
ten, dies sei aber bei der Pariser nicht mehr möglich. Nicht Ausstellungen, 
sondern Verträge knüpften internationale Freundschaften, Frankreichs Parla- 
ment habe aber 2 Handels= und den Schiffahrtsvertrag mit Italien abgelehnt. 
Min. Crispi setzt hinzu: Die Freundschaft zwischen Italien und 
Frankreich sei herzlich. Die Monarchie fürchte die Republik nicht und könne 
an Freiheit mit ihr wetteifern. Eine Beschickung würde nur eine Demon- 
stration gegen das übrige Europa sein. 
28. Juni—1. Juli. (Senatsreform.) Der Senat hält eine 
Anzahl geheimer Sitzungen zur Beratung einer der Regierung vor- 
zuschlagenden Reform dieses Körpers ab, mit deren Bearbeitung be- 
reits seit einem Jahre ein Ausschuß desselben beauftragt ist. Es gelangt 
schließlich gegen 6 Stimmen eine Tagesordnung zur Annahme, welche 
den Ausschuß auffordert, Anträge zu machen, durch welche die Zu- 
sammensetzung des Senats und die Ausübung seiner Funktionen so 
geändert werde, wie es die Idee der Verfassung sei. 
30. Juni bzw. 8. Juli. (Kredit für Afrika.) Die Kammer 
genehmigt den außerordentlichen Kredit von 20 Millionen für mili- 
tärische Ausgaben in Afrika in den Jahren 1887/88 und zur Bil- 
dung eines besondern Truppenkorps für den Garnisondienst in Afrika. 
In den Debatten spricht namentlich Mancini für die Regierungs- 
vorlage, indem er im allgemeinen die von ihm als Minister inaugurierte 
Kolonialpolitik verteidigt. Hätte Italien Massaua nicht besetzt, so würde 
es eine andere Macht gethan haben; genüge aber eine energische Haltung 
nht so dürfe man auch vor einem Wossenonge mit Abessinien nicht zurück- 
recken. 
Der Kriegsminister erklärt über die geplanten Maßnahmen nähere 
Aufschlüsse nicht geben zu können; indem die Kammer die Kredite bewillige, 
würde sie der Regierung einen Beweis des Vertrauens geben. 
Hierauf beantragt Elia eine das Vertrauen zur Regierung aussprechende 
Tagesordnung. 
Crispi erklärt diese anzunehmen und fährt fort: „Es ist nicht not- 
wendig, auf die Vergangenheit zurückzukommen. Die Regierung versichert 
nur, daß sie mit aller gebotenen Vorsicht handelt. Italien ist in allen Mittel- 
meer-Fragen mit England einig, und in der ägyptischen Angelegenheit wird 
Italien seine Aktion mit jener Englands vereinigen, und wir können daher 
auch in Konstantinopel nur der Politik unserer Alliierten folgen. Nichts 
läßt in Europa eine Trübung des Friedens erwarten; selbst die bulgarische 
Frage wird, wie man glaubt, eine friedliche Lösung finden. Die Kammer 
wcht daher nur die ihr vorliegende Frage des Kredits ins Auge zu fassen. 
Wie die Regierung den Kredit verwenden wird, das ist Vertrauenssache, und 
die Kammer wird dies begreifen." 
Bei der Abstimmung wird Elias Tagesordnung mit 239 gegen 37, 
das Gesetz selbst mit 188 gegen 39 Stimmen angenommen. 
Im Senate verteidigt Graf Robilant seine Politik und 
spricht für die Vorlage.
	        
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