Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Dritter Jahrgang. 1887. (28)

Die Näuische Kurie. (Juli 28.— Novbr.) 395 
28. Juli. (Kaisergeschenk.) Der deutsche Gesandte beim 
päpstlichen Stuhle überreicht dem Papste anläßlich seines Regierungs- 
jubiläums ein Handschreiben des deutschen Kaisers und eine kostbare 
in Gold und Edelsteinen ausgeführte Mitra. 
24. August. (Mazedonien.) Beim Empfange der Kardinäle 
am Tage seines Namenspatrons teilt der Papst mit, daß viele Dorf- 
gemeinden Mazedoniens sich an den apostolischen Delegaten in Kon- 
stantinopel, Msigr. Bonetti, mit der Bitte gewandt hätten, ihnen 
Priester zum Unterrichte zu schicken, da sie in den Schoß der katho- 
lischen Kirche zurückzukehren wünschten. 
25. August. (Kirchenzehnten.) Der Großpönitentiar Kar- 
dinal Monaco la Valetta erläßt eine Instruktion an die Bischöfe 
über die von der italienischen Kammer beschlossene Aufhebung der 
Kirchenzehnten. 
Er erklärt das Gesetz als „in höchst wesentlichen Punkten das gött- 
liche und kirchliche Gesetz verletzend“, ferner daß es daher für die Katholiken 
unverbindlich sei, und verfügt, daß diese bei Strafe, den kirchlichen Zensuren 
zu verfallen, auch fernerhin die Naturalzehnten an die Bischöfe, Pfarrer 
u. s. w. zu leisten haben. 
22. September. (Nuntiatur in Berlin.) In einem Ge- 
spräche mit dem Korrespondenten der „Kölnischen Zeitung“ äußert 
der neue Münchner Nuntius Fürst Ruffo Secilla: 
Der Wirkungskreis und die Befugnisse der Nuntiatur seien gegen 
früher in keiner Weise verändert. Er sei für Bayern bestätigt; außerdem 
verkehre er offiziell mit sämtlichen deutschen Bischöfen und offiziös mit den 
übrigen deutschen Regierungen. Die Frage, sei es der Errichtung einer 
Nuntiatur in Berlin, sei es der Beglaubigung des Münchener Nuntius für 
das übrige Deutschland, sei ebenso wie diejenige einer Londoner Nuntiatur 
noch offen; sollte es jemals dazu kommen, so würde nicht der Wiener Nuntius, 
so sehr sich derselbe seiner persönlichen Eigenschaften wegen dafür eignen 
würde, sondern der Münchener damit betraut werden. Irgend welches Neue, 
noch nicht Bekannte liege aber in dieser Angelegenheit nicht vor, und er 
habe keinerlei darauf bezügliche Weisungen erhalten. Demnach könne er auch 
nicht sagen, ob er Berlin besuchen und ob und wann er gleich Masella den 
Fürsten-Reichskanzler persönlich kennen lernen werde. 
2. Oktober. Kardinal Domenico Bartolini f. 
Er war Präfekt der Kongregation der Riten und seinerzeit die ein- 
flußreichste Persönlichkeit im Kardinalskollegium. Ihm hauptsächlich wurde 
die Papstwahl Leos XIII. zugeschrieben. 
Oktbr.—Novbr. (Römische Frage.) Die sämtlichen Bischöfe 
Italiens erklären in Adressen an den Papst ihre Zustimmüng zu 
dem Schreiben des Papstes an den Staatssekretär Rampolla. 
Ende November. In Italien wird von der Geistlichkeit eine 
großartige Agitation zum Zwecke einer Massenpetition ins Leben 
 
	        
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