Dãnenark. (Oktober 3. — Dezember 21.) 423
„Wir würden es sehr beklagen, wenn sich in Deutschland die Vor—
stellung ausbreitete, daß das dänische Volk geneigt wäre zu einer gegen
Deutschland gerichteten Allianz-Politik. Wir sehen sehr wohl ein, daß wir
durch eine solche Politik das Bestehen unseres Vaterlandes einer drohenden
Gefahr aussetzen würden. Diese Erkenntnis wird im großen und ganzen
von den politischen Parteien geteilt. . . . Wir halten es für richtig, dies
auszusprechen, und wir ganz besonders deutsche Zeitungen jeder
Parteifarbe um Aufnahme dieser unserer Erklärung.“
3. Oktober. Wiedereröffnung des Reichstages.
Das Landsthing wählt den frühern Präfidenten Liebe, das Folkething
Hogstbro (gemäß. Oppos.) zu Präfidenten.
4.—Mitte Oktober. Budgetvorlage im Folkething.
Der Ministerpräsident und Finanzminister Estrup legt das Budget
für 1887/88 por, welches nach den Landsthingsbeschlüssen auf 53½ Mill.
Kronen Einnahmen und 59.1 Mill. Ausgaben festgestellt und vom Könige
provisorisch genehmigt war.
Das Budget für 1888/89 ist in den Einnahmen zu 53.8, in den
Ausgaben zu 55.9 Mill. Kronen angesetzt, das Defizit also von 6 auf 2
Mill. vermindert. Das Defizit verwandelt sich aber in einen Ueberschuß von
200,000 Kr., da durch Auszahlung der Amsterdamer Anleihen von 1764
und 1785 und der Antwerpener von 1788 nebst andern Schulden in Höhe
von 2.278,000 Kr. die Staatsschuld getilgt werden soll. Die Ausgaben für
Landesverteidigungszwecke sind um 5 Mill. herabgesetzt. Es fehlen die An-
sätze für die Befestigung Kopenhagens, indem der Kriegsminister darüber
dem Folkething zwei besondere Vorlagen betr. der Land= und der Seebefesti-
gung unterbreitet, wie sie das Landsthing bereits genehmigt hat.
Das Folkething verwirft das Budget. In der Debatte er-
klärt am 13. Graf Holstein-Ledreborg:
Eine Verständigung sei nicht möglich, solange nicht das verfassungs-
mäßige Recht der Kammer geachtet und die seit zwei Jahren an die Stelle
der interimistischen Budgetbewilligung getretenen „provisorischen Finanzgesetze"
wieder beseitigt würden. Das diesmal vorgelegte Budget enthalte allerdings
Anzeichen, die auf ein Entgegenkommen der Regierung schließen lassen.
Scherling spricht vom Standpunkt der gemäßigten Rechten und versichert,
daß jedes Entgegenkommen der Linken bereitwillig erwidert werden würde.
Berg setzt in einer 1½stündigen Rede auseinander, daß dem Ministerium
Estrup kein Oer bewilligt werden dürfe.
20. Oktober. Der Reichstag wird infolge der Budgetver-
weigerung durch offnen königlichen Brief bis zum 5. Dezember ver-
tagt und ein provisorisches Gesetz veröffentlicht betr. Ermächtigung
der Regierung zu den Steuererhebungen und zur Bestreitung der
nötigen Ausgaben.
7. Dezember. Nachdem der Reichstag am 5. wieder zusam-
mengetreten ist, beantragt Graf Holstein-Ledreborg im Folke-
thing, das von der Regierung noch nicht wieder vorgelegte vorläu-
sige Budget vom 1. April zu verwerfen. Die Kammer verwirft es
durch eine motivierte Tagesordnung mit allen gegen 17 Stimmen.
21. Dezember. Das Folkething verweist, nachdem der Minister-