Schweden und Nerwezen. (Oktober Mitte —Dezember.) 427
zur zweiten Kammer ergeben für die Schutzzöllner von den 222
Mandaten nur 97. Da aber bei den Wahlen der 22 Stockholmer
Abgeordneten, in welchen die 22 demokratisch-freihändlerischen Kan-
didaten siegen, während die Schutzzöllner die nächsthöchste Stimmen-
zahl, die gemäßigten Freihändler der ministeriellen Partei dagegen
erst die dritte Stelle erreichen, infolge der Wahl eines nicht wähl-
baren Kandidaten die demokratischen Mandate vom Oberstatthalter-
amte für ungiltig erklärt werden und somit nach der Verfassung die
schutzzöllnerischen Kandidaten an ihre Stelle treten, erlangen die
Schutzzöllner in der zweiten Kammer die Mehrheit.
Der höchste Gerichtshof bestätigt am 17. November die Entscheidung
des Oberstatthalters und die Neuauszählung der Stimmen ergibt dasselbe
Resultat, sodaß am 28. Dezember der Eintritt der Schutzzöllner in den
Reichstag vom Oberstatthalter verkündigt wird, nachdem die Gerichte die
Anfechtung der Wahlen derselben durch die Freihändler verworfen haben.
Durch die Ergänzungswahlen zur ersten Kammer stellt
sich in dieser das Verhältnis der schutzzöllnerischen Stimmen zu den
freihändlerischen auf 76 zu 69.
Mitte Oktober. (Norwegen: Ministerkrisis.) Infolge
der Ablehnung des Kirchengemeindegesetzes entsteht im Ministerium
ein Zwiespalt, da die der Linken angehörenden Mitglieder desselben
Aritander (Inneres), Astrup (öffentl. Arbeiten) und Kildel den Rück-
tritt Jakob Sverdrups fordern. Da dieser im Einvernehmen mit
dem Ministerpräsidenten Johann Sverdrup und den übrigen Ministern
diese Zumutung zurückweist, fordern die ersten 3 ihre Entlassung.
Erst der persönlichen Vermittlung des Königs, der am 19. mit den
norwegischen Mitgliedern der Stockholmer Staatsrats-Abteilung in
Christiania eintrifft, gelingt es, den Zwiespalt zu heben und das
ganze Ministerium bis zur Entscheidung des Storthings, d. h. bis
Februar 1888, vorläufig im Amte zu erhalten.
November — Dezember. (Schweden.) Verhandlungen des
Königs mit dem Erzbischofe von Upsala, Dr. Sundblad, und dem
Oberstatthalter von Stockholm, Frhrn. v. Bildt, behufs Bildung
eines neuen Ministeriums aus der konservativ'schutzzöllnerischen
Mehrheit, da der Rücktritt des Kabinetts Themptander angesichts des
Ausfalles der Stockholmer Wahl unvermeidlich geworden.
Es verlautet, daß Sundblad die Bildung eines Kabinetts angenom-
men habe, aber verlange, daß das alte Kabinett bis zum Zusammentritte
des Reichstags am 15. Januar 1888 im Amte bleibe, um das Budget vor-
zulegen, das ein neues Ministerium wegen der Kürze der Zeit bis dahin
nicht fertig stellen könne.