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lingsvereine bemerklich. In Bukarest treffen die Revolutionäre
Gutschow und Benderew aus Moskau, mit andern ehemals bulga-
rischen Offizierep ein. Zahlreiche Proklamationen, welche das Volk
zum Aufstande aufreizen, werden nach Bulgarien eingeführt und
dort verbreitet.
In Odessa findet Ende Januar unter dem Vorsitze des Kapitäns
Nabokow eine Versammlung statt, welcher auch der Stadtgouverneur bei-
wohnt und in der beschlossen wird, Benderew und Gruew sollen einen offenen
Brief an Stambulow richten, in dem dieser zum Rücktritte aufgefordert
werden soll.
In Sofia wird eine Frau Papasoglou verhaftet, welche in dem Ver-
höre gesteht, vom russischen Botschafter in Konstantinopel Geld zur Bestechung
des gerkicgminissern mehrer höherer Offiziere und andrer Personen erhalten
zu haben.
Die Nesawissima Bolgaria berichtet Ende Februar von Versamm-
lungen der mit falschen russischen Pässen versehenen Emigranten in Bukarest
unter Teilnahme des russischen Gesandten Hitrowo.
Mitte Februar veröffentlicht die offiziöse „Swoboda“ ein vielen bul-
garischen Offizieren zugegangenes Schriftstück, welches besagt, Rußland wünsche
den Sturz der Regenten und Minister, die Wahl eines russischen Kandidaten
und die Rückkehr aller flüchtigen Offiziere und Beamten; ferner: die Emi-
granten hätten eine Anleihe namens Bulgariens ausgenommen, die sie decken
würden, wenn sie zur Regierung kämen und die zu ihrem Unterhalt diene.
Anf. Januar. Die Pforte beruft Dragan Zankow, den
Führer der russischen Partei, nach Konstantin opel.
Der Schritt geschieht auf Veranlassung des russischen Botschafters
Nelidow und bezweckt, die Bildung eines Ministeriums Zankow oder doch
den Eintritt desselben in das Kabinett herbeizuführen. — Zankow regt durch
diese Verhandlungen die Erbitterung. der Massen in höchstem Maße gegen
sich auf, er muß bei seiner Abreise durch einen ihm zur Begleitung bis an
die türkische Grenze beigegebenen Offizier geschützt werden. In Philippopel
nehmen die gegen ihn gerichteten Demonstrationen einen so ernsthaften Cha-
rakter an, daß Militär einschreiten muß, um ihn vor Gewalt zu schützen;
das Volk bewirft ihn dennoch mit Koth und Steinen unter dem Rufe: Nieder
mit dem russischen Spion und Vaterlandsverräter.
5. Januar. Zur Widerlegung der in einem russischen
Rundschreiben vom 23. Novbr. 1886 enthaltenen Darstellung des
Verhaltens der bulgarischen Regierung (vergl. St. Arch. Bd. 48
Nr. 9473 u. Gesch. Kal. 1886, Rußld. XII, 2.) sendet der Minister
des Auswärt., Natschewitsch, ein eingehendes Rundschreiben an
die Vertreter Bulgariens im Auslande. Dasselbe hat im
wesentlichen folgenden Inhalt:
„Die Mitglieder der Regentschaft und das gegenwärtige Kabinett
hätten sich um die übernommenen Stellen durchaus nicht beworben, waren
vielmehr angesichts der Gefahr, worin Bulgarien sich befand, gezwungen,
der Berufung Folge zu leisten. Sie waren hiebei von der Hoffnung geleitet,
die Regierungslast in einigen Wochen in die Hände eines neuen Fürsten
niederzulegen. Bulgarien habe alle russischen Forderungen erfüllt, soweit