Rmäirien. (November 9.— Dezember 2.) 485
9. November. (Spannung mit Griechenland.) Infolge
eines Streites über die Behandlung der Hinterlassenschaft eines an-
geblichen griechischen Unterthanen reicht der griechische Gesandte
Duruttis eine Protestnote gegen die rumänischen Gerichte beim Mi-
nister des Aeußern ein, in der er jede Entscheidung der rumänischen
Gerichte in dieser Sache für null und nichtig erklärt. Dieselbe
wird aber von diesem als eine unberechtigte Einmischung in das
Gerichtsgebaren zurückgewiesen. Hierauf beruft die griechische Re-
gierung ihren Gesandten ab, ohne einen diplomatischen Stellvertreter
einzusetzen.
Rumänien richtet sofort eine versöhnliche Mitteilung nach
Athen.
16. November. Eine Arbeiterversammlung in Bukarest
zum Zwecke der Organisation eines Strikes führt zu einer Anzahl
Verhaftungen u. a. auch der des Sozialistenführers Bakal-
bascha. Alle übrigen werden schon am nächsten Tage wieder in
Freiheit gesetzt.
17. November. Rücktritt des Kriegsministers Generals
Angelesku; Ministerpräsident Bratianu übernimmt vorläufig die
Verwaltung des Ressorts.
27. November. Der König eröffnet die Kammerfession
mit einer Thronrede.
In dieser heißt es: Die guten Beziehungen zu allen Mächten seien
unverändert. Trotz der Beunruhigung, welche in den letzten Jahren aus
den an der Grenze herrschenden Verhältnissen entsprang, sei Rumänien von
jedem Zusammenstoß verschont geblieben. Die Unterhandlungen wegen Ab-
schlusses von Handelsverträgen wurden fortgesetzt. Mit Genugthuung wird
mitgeteilt, daß die Unterhandlungen mit Oesterreich-Ungarn um eine feste
Grenzlinie zum Ziele geführt haben. Das Heer sei kräftig entwickelt und
im stande, Herestigten Erwartungen des Landes zu entsprechen. Der natio-
nale Wohlstand habe sich beträchtlich gehoben und die Finanzen wie der
Kredit des Landes befänden sich in glücklicher Lage.
Ende November. Unterzeichnung des neuen Handelsver-
trages mit der Türkei.
Die Verhandlungen haben 4 Zahre gedauert. Die Türkei gewährt
Rumänien das Meistbegünstigungsrecht, Rumänien dagegen nicht umgekehrt
dasselbe der Türkei, sondern nur die niedrigsten Sätze der gegenwärtigen
und künftigen Vertragstarife und räumt außerdem für 28 Posten von Roh-
stoffen ausschließlich türkischer Herkunft geringere Zollsätze ein.
2. Dezember. Kammer: In einer Interpellation über den
Rücktritt des Kriegsministers weist Fleva auf Gerüchte hin,
daß derselbe mit großen Unterschleifen bei Lieferungen und Arbeits-
ausführungen in Beziehung stehe. Ministerpräsident Bratianu