486 Lerbien. (Januar Ende—Februar 17.)
weist diese Behauptungen entschieden zurück und erklärt, es seien
keinerlei Unregelmäßigkeiten vorgekommen. Die Kammer beschließt
mit großer Mehrheit Uebergang zur Tagesordnung über die Inter-
pellation.
Die Debatte ist äußerst bewegt und führt zu einer Herausforderung
Flevas durch Angelesku, welche jener aber ablehnt.
16. Dezember. Kammer: Epuresku fragt die Regierung,
welche Vorkehrungen sie gegen die immer schamloser werdenden An-
griffe der Oppositionspresse auf die Krone und die Person des Königs
zu treffen gedenke. Justizminister Statesku antwortet:
Er kritisiert mit Schärfe die Blätter, welche in vollständiger Ver-
kennung der hohen Aufgabe der Presse im konstitutionellen Staate die Preß-
freiheit mißbrauchen, um die Skandalsucht zu befriedigen und durch unerhörte
erleumdungen selbst der höchstgestellten Personen einen flüchtigen Reiz auf
ihr Lesepublikum auszuüben. Was die Haltung der Regierung diesem Treiben
gegenüber anbelange, so denke diese nicht daran, die Freiheit der Presse
zu beschränken. Doch könnte bei einer Fortsetzung der vom Interpellanten
erwähnten Preßangriffe auf die Krone leicht ein Augenblick eintreten, in
welchem die bisher trotz aller Mißbräuche beobachteten Rücksichten auf die
Freiheit der Presse keinen weitern Anspruch auf Geltung erheben dürften.
22. Dezember. Kammer: bewilligt einstimmig die von der
Regierung geforderten 10 Millionen zur Anschaffung von 1000000
Mehrladegewehren und Schießbedarf.
XVII.
Serbien.
Ende Januar. Die englische Residentschaft in Belgrad
wird zum Range einer Gesandtschaft erhoben.
Man erblickt hierin die Besiegelung einer in letzter Zeit zu Tage
getretenen Annäherung zwischen England und Serbien, worauf auch die
ermehrung der englischen Konsulate in Serbien, über welche Verhandlungen
angeknüpft find, zurückgeführt wird.
17. Februar. Kriegsminister General Horwatowitsch reicht
sein Entlassungsgesuch ein; Bautenminister Topalowitsch tritt an
seine Stelle.
Horwatowitsch hatte Anfang Januar einen von ihm ausgearbeiteten
Keeresk Organisationsentwurf, welcher die Errichtung berittener
chützenkompagnien, die Einreihung der regelmäßigen Truppen in Kordons-
wachen unter Befehl von aktiven Offizieren und die Aufstellung von Straf-
kompagnieen für Selbstverstümmler und bei der Aushebung nicht im Besitze
der bürgerlichen Ehrenrechte Befindliche vorschlug, einem Kriegsrat aller nach
Belgrad zusammenberufenen Divisionäre vorgelegt. Dieser hatte an dem