492 Serbien. (September Anfang — November 1.)
bildung geeigneter Truppen-Offiziere in Belgrad, Nisch und Kragujevac je
eine Offizier-Ausbildungsschule errichtet werden soll. Diese Einführung
wird damit motiviert, daß in dem letzten Feldzuge wegen des großen Man-
gels an Offizieren und geeignetem Nachwuchs die Offiziers-Beförderungen
direkt aus dem Mannschaftsstande ohne Rücksicht auf den entsprechenden
Bildungsgrad erfolgen mußten. Derartige Beförderungen überschreiten die
Zahl von 200, diese Offiziere sollen nun eine entsprechende Ausbildung in
den betreffenden Anstalten erhalten. Die Aufstellung eines stehenden Kadres
für das zweite Aufgebot ist fallen gelassen.
Anfang September. Der König setzt eine Kommission aus
Vertretern aller Parteien nieder zur Revision der Verfassung.
Zur Teilnahme daran wird auch der Gesandte in Wien, Boghitsche-
witsch, berufen.
Als Hauptbeweggründe zu dieser Maßnahme führt das an die Kom-
missionsmitglieder gerichtete Rundschreiben Ristitschs aus: 1. Die Notwen-
digkeit einer strengeren Kontrolle tu der Landesverwaltung, denn man stützt
sich darauf, daß die Lasten, die das Volk zu tragen hat und die noch im
steten Zunehmen begriffen sind, die Volksrepräsentation dazu berechtigen, so-
wohl eine ausgebreitetere Beteiligung an den Staatsgeschäften im allgemeinen,
als auch eine größere Kontrolle in der Landesverwaltung speziell fordern zu
dürfen, und 2. die Notwendigkeit einer größeren Garantie für die Sicherheit
der Person und des Eigentums, nachdem die derzeitigen Garantien als un-
zulänglich, als gänzlich wirkungslos angesehen werden können.
Anfang September. (Das Ministerium und die Wahlen.)
Nachdem die Wahlen zur Skuptschina auf den 17. September aus-
geschrieben worden, hatte der Minister des Innern einen geheimen
Erlaß an die Behörden gerichtet, bei den Wahlen nur die liberalen
Kandidaten zu unterstützen. Die Radikalen fordern von Ristitsch
das Festhalten an der in der Uebereinkunft mit ihnen zugesicherten
Nichteinmischung der Behörden bei den Wahlen und drängen die
radikalen Kabinettsmitglieder zur Demission, wenn Ristitsch nicht
nachgeben wolle. Infolgedessen ergeht ein Erlaß, welcher den Be-
hörden jede Einmischung bei den Wahlen aufs strengste untersagt.
Ende September. Ergebnis der Wahlen zur Skuptschina.
Von 142 gewählten Abgeordneten gehören 65 der liberalen, 71 der
radikalen Partei an; 14 Wahlen sind unentschieden.
Ende Oktbr.—Ende Dezbr. Wiederholte Beunruhigungen
an der türkischen Grenze durch Zusammenrottungen arnautischer
Banden veranlassen die Regierung, Truppenverstärkungen dorthin
abzusenden. Serbien schlägt Ende November die Einsetzung einer
türkisch-serbischen Kommission vor, um gemeinsame Maßregeln zur
Befriedung der Grenzgebiete zu treffen. Dieselbe tritt am 27. Dezbr.
zusammen.
1. November. Der König ernennt, nachdem die Angelegenheit