508 Ifriks. (April 80. - Ende des Jahres.)
Er reist über Zanzibar nach dem Kongo, nachdem der arabische Groß-
händler Tibbo Tib, der zum Gouverneur des Kongostaates auf den innern
Stationen ernannt worden war, sich bereit erklärt hat, ihn auf seiner Ex-
pedition vom Obern Kongo an zu begleiten. Am 19. März bricht Stanley
vom Kongo aus auf. Am 23. Juni schreibt er vom Aruwimiflusse einen
Brief an den englischen Großindustriellen und ostafrikanischen Kolonialunter-
nehmer Makinnon, der am 23. September in die Hände des Adressaten ge-
langt. Seitdem kommen keine weiteren Nachrichten und wiederholt taucht
das Gerücht auf, Stanley sei ermordet.
30. April. (Kongostaat.) In Brüssel wird zwischen dem
Kongostaate und Frankreich ein Grenzabkommen unterzeichnet, welches
den mehr als 2jährigen Grenzstreit beider beendet. Dasselbe stellt
folgendes fest:
1) Das zwischen beiden Teilen strittige Ubangi-Gebiet wird derart
geteilt, daß drei Vierteile Frankreich zugesprochen werden, während ein Vier-
teil dem Kongo-Staate verbleibt. 2) Bezüglich der noch nicht erforschten
afrikanischen Aequatorialgegend wird bestimmt, daß das Gebiet am linken
Ufer des Ubangi dem Kongo-Staate zur Erforschung überlassen wird, das
Gebiet am rechten Ufer des genannten Flusses jedoch Frankreich, wodurch
letzteres das Ouellgebiet des Weißen Nil gewinnt. 3) Frankreich gestattet
den Handel mit der neu zu emittierenden Kongo-Anleihe bis zur Höhe von
80 Millionen Franken an französischen Börsen. Jedoch müssen die Titres
in Belgien und nicht auf außerbelgischen Märkten emittiert sein. 4) In
dem Falle, daß der Kongo-Staat sein Unternehmen liquidieren sollte, hat
Frankreich das Recht, das ganze unabhängige Kongo-Gebiet vor allen anderen
Staaten der Welt käuflich zu erwerben. Dieses Vorkaufsrecht fällt weg, so-
bald der belgische Staat die afrikanische Kolonie übernehmen will.
19. Mai. (Zululand.) Der Gouverneur von Natal, Havelock,
erklärt in einer Bekanntmachung das Gebiet des Königs Dinizulu,
des Sohnes Cetewayos, zur englischen Kronkolonie.
Dinizulu wird ein Jahresgehalt von 300 Dollars ausgesetzt, derselbe
lehnt aber das Geld ab und erklärt, Herr seines Landes bleiben zu wollen.
Er lacht Verbindung mit den Buren, um sich der englischen Herrschaft zu
erwehren.
Ende September—Ende des Jahres. (Marokko.) Der Sultan
Sidi Muley Hassan erkrankt schwer, so daß eine Zeit lang das
Gerücht geht, er sei bereits gestorben, nur halte man den Tod ge-
heim, um dem bestimmt zu erwartenden Ausbruche eines Krieges
um die Krone zwischen dem Oheim des Sultans Muley Abbas und
dem Sohne desselben Muley Mohammed vorzubeugen.
Im Süden Marokkos brechen auch wiederholt Unruhen aus,
doch werden die aufrührerischen Stämme bald niedergeworfen.
Spanien, Frankreich, England und Italien senden Kriegsschiffe nach
Tanger. Spanien rüstet in Andalusien Truppen aus.
Der Sultan erholt sich jedoch wieder und richtet an Spanien
das Ersuchen, Schritte zu thun, um nach Madrid eine europäische