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es scheint, handelte es sich auch dabei um einen Versuch Schnäbele's,
weitere Kundschafter-Verbindungen anzuknüpfen) seinen franzöfischen
Kollegen zu einer Besprechung an die Grenze eingeladen habe. Als
Viehhändler verkleidet begaben sich die Polizisten an den betreffenden
Platz und nahmen Schnäbele, sobald er einige Schritte über die
Grenze gemacht hatte, fest. Die französischen Blätter brachten das
Ereignis sofort in der Form, daß Schnäbele sich von den deutschen
Beamten noch einmal losgerissen und verfolgt erst auf französischem
Gebiete überwältigt worden sei. Für ein so reizbares Volk wie die
Franzosen wäre damit der passende Kriegsgrund gegeben gewesen.
Im Ministerrat wurde der Antrag auf Mobilmachung gestellt und
nur mit 6 gegen 5 Stimmen durch den Einfluß des Präsidenten
Grävy abgelehnt. Schon aber hatte der Reichskanzler den Stein
des Anstoßes wieder bei Seite geräumt. Schnäbele wurde in
Freiheit gesetzt und in einer meisterhaften Note dem französischen
Botschafter diese Entscheidung mitgeteilt (28. April). Die Note
stellt fest, daß Scchnäbele wirklich auf deutschem Gebiet und for-
mal korrekt verhaftet worden sei; sie stellt ferner fest, welcher
Verbrechen Schnäbele sich schuldig gemacht habe und benützt diese
Feststellung, den Franzosen ihr ganzes System der Spionage vor
die Augen zu halten. Dennoch sei die Freilassung verfügt, weil
Schnäbele zum Zweck einer amtlichen Besprechung an die Grenze
bestellt worden sei und darin eine Art von freiem Geleit gesehen
werden müsse. So war der schöne Kriegsvorwand zerstört. Da die
Kriegspartei nicht vorwärts gegangen war, so mußte sie jetzt zurück.
Vier Wochen darauf kam der innere Kampf der Parteien in Frank-
reich zur Krisis, in der die Friedenspartei die Oberhand behielt und
Boulanger aus dem Ministerium entfernte (Ende Mai).
Damit war für den Sommer der Friede gesichert. Die feind-
selige Stimmung der russischen Presse gegen Deutschland ließ jedoch
so wenig nach und zugleich wurden in der inneren Regierung so
gehässige Maßregeln gegen das in Rußland ansässige Deutschtum
unternommen, daß endlich auch auf dieser Seite der Kampf offen
aufgenommen wurde. Noch in seinen Reichstagsreden im Januar
hatte der Reichskanzler Rußland aufs sorgfältigste geschont und die
ganze Schärfe seines Angriffs gegen Frankreich gewandt, selbst