78 Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Febr. Anf.—6.)
3.174,500 M; ferner auf den Regierungsbezirk Bromberg 3 selbständige
Wirtschaften mit einem Gesamtflächeninhalte von 110, 84,10 Hekt. und einem
Gesamtkaufpreise von 88,845 M. Bis zum Schlusse des Jahres 1886 ist
daher erworben an Gutsareal 11,730, 00, 24 Hekt. mit einem Kaufpreise von
6.672,900 M und sonstigem Areal 110, 84,10 Hekt. mit einem Kaufpreise von
88,845 M. Im Regierungsbezirk Danzig sind Ankäufe bisher nicht erfolgt.
Es sind aus allen Teilen von Deutschland, ferner aus Rußland, in einzelnen
Fällen auch aus Österreich und sogar aus Amerika zahlreiche Gesuche, diesen
Gegenstand betreffend, eingegangen.
Anfang Februar. (Preußen: Katholische Kirche.) Auf
den vom Oberpräsidenten der Provinz Posen gegen die durch Erz-
bischof Dinder vollzogene Ernennung zweier Geistlichen — darunter
des Reichstagsabgeordneten Dr. v. Jazdzeswski — zu Pröpsten und
Versetzung von 3 anderen erhobenen Einspruch hatte sich der Erz-
bischof nach Rom direkt an den Papst gewandt. Die päpstliche
Entscheidung fällt zu Gunsten der Regierungsbehörde aus: der Erz-
bischof wird angewiesen, behufs anderweiter Besetzung der fraglichen
Stellen mit derselben eine Verständigung zu suchen.
5. Februar. (Reservisteneinziehung.) Das Armeever-
ordnungsblatt veröffentlicht einen kaiserlichen Erlaß, durch welchen
73.000 Reservisten auf den 7. Februar zu einer 12tägigen Übung
mit dem neuen Magazingewehr einberufen werden.
Die große Beschleunigung der Einstellung erweckt namentlich
in Frankreich erneute Kriegsbefürchtungen.
6. Februar. (Wahlbewegung: Zentrum.) Auf dem
großen Parteitage der rheinischen Katholiken in Köln spricht von
lautem Jubel begrüßt Windthorst über die Note Jacobinis:
Wenn jemand Ursache habe, über dieselbe zu jubeln, so sei es die
Zentrumspartei, da der hl. Vater in dem Erlaß erkläre, die Zentrumsfrak-
tion habe sich in hohem Maße verdient gemacht, dieselbe sei auch jetzt und
für die Folgezeit notwendig. Auf die Anfrage Franckensteins, ob die Frak-
tion zu bestehen aufhören solle, die Abgeordneten würden dann keine Man-
date mehr annehmen, habe der Papst geantwortet: Nein. Er billige also
die Fortdauer der Fraktion und sogar die der Personen. Sodann spreche
der Papst den wichtigen Grundsatz aus, daß in Fragen weltlicher Natur
die Zentrumsfraktion wie jeder Katholik nach völlig freier Uberlegung stimmen
kann. An diesem Grundsatze halte man fest als an der Basis der politi-
schen Existenz der Partei. Der Papst hat es allerdings gewünscht, daß das
Septennat angenommen würde, aber diesen Wunsch basiert er nicht auf den
materiellen Inhalt der Vorlage, sondern auf Zweckmäßigkeitsgründe politi-
scher Erwägungen und Beziehungen. Wenn es möglich gewesen wäre, diesen
Wunsch auszuführen, hätten wir es gethan, aber Unmögliches kann nie-
mand leisten. Windthorst begründet diese Unmöglichkeit und ist überzeugt,
daß, wenn der hl. Vater diese Gründe nach allen Seiten nochmals erwägt,
er seinen treuen Söhnen nicht zürnen werde. Die gegnerische Presse zetere,
daß man den Erlaß nicht mitgeteilt habe und spreche von „Unterschlagung“".
Was man aber unter Diskretion empfangen habe, das gebe man doch nicht