176 Jie Gesterreichis-Angarische Menarcie. (Oktober 20.— 22.)
Landtag beschließt in namentlicher Abstimmung mit 69 gegen 4
Stimmen, den finanziellen Ausgleich mit Ungarn zum Gegenstande
der Einzelberatung zu machen. Die Starcsewitsch-Partei verläßt
vor der Abstimmung den Saal. Darauf wird die Vorlage, auch
in der Spezialdebatte, erledigt.
20. Oktober. (Der Titel der österreichisch-ungarischen
Armee.) In Ungarn wird der Wunsch lebendig, daß die Armee
nicht, wie bisher, als eine kaiserliche, sondern der staatsrechtlichen
Stellung Ungarns entsprechend, als eine kaiserliche und königliche
bezeichnet werde, genau so wie die gemeinsamen Minister in ihrem
Titel kaiserlich und königlich genannt werden, und daß ferner bei
den Honveds ausschließlich die ungarische Fahne zur Anwendung
komme. Diese Wünsche werden durch den ungarischen Justizminister
Szilagyi vor dem gemeinsamen Ministerkonseil vertreten. Am 20.
veröffentlicht die „Amtliche Zeitung“ ein kaiserliches Handschreiben
vom 17. Oktober an den gemeinsamen Minister des Auswärtigen,
Grafen Kalnoky, welches besagt:
Der Kaiser habe sich, einem von seinen Vorfahren befolgten Gebrauche
entsprechend, laut welchem die Benennung der Wehrmacht der Monarchie
sich jeder Zeit nach dem jeweiligen Titel des obersten Landes= und Kriegs-
herrn richtete, bewogen gefunden, durch erlassenes Befehlsschreiben zu ver-
fügen, daß die Armee und die Kriegsmarine, sowie deren Teile, Organe und
Anstalten anstatt der bisherigen Benennung künftighin die Benennung
„Kaiserlich und Königlich" zu führen haben. Diese Maßregel, die zugleich
den Gesetzen von 1867 entsprechend sei, solle in keiner Weise die Einheit
und Unzertrennbarkeit des gemeinsamen Heeres und der Kriegsmarine beein-
trächtigen oder berühren, wie dieselbe kraft der auf den Grundprinzipien der
pragmatischen Sanktion errichteten, hieraus abgeleiteten Gesetze von 1867
grundsätzlich und endgiltig festgestellt worden sei.
2. Hälfte Oktober. (Oesterreich: Dalmatiens Zuge-
hörigkeit zu Kroatien.) Ein für den Antrag über die Inkor-
porierung Dalmatiens eingesetzter Ausschuß nimmt die von Miska-
Tovichs beantragte motivierte Tagesordnung an, welche die Zuge-
hörigkeit Dalmatiens zu Kroatien betont, jedoch hervorhebt, daß
die politische und staatsrechtliche Lage für die Aufwerfung der Frage
augenblicklich nicht günstig sei.
2. Hälfte Oktober. (Böhmen: Deutsche Abstin nzpolitik.)
Oberstlandmarschall Fürst Lobkowitz fordert die deutschen Land-
tagsabgeordneten auf, ihre Sitze einzunehmen, widrigenfalls ihnen
ihre Mandate aberkannt werden würden.
22. Oktober. (Böhmen: Krönungsadresse.) Im Land-
tage motiviert der Jungtscheche Julius Gregr einen Antrag dieser
Partei betreffs der Krönungsadresse.