240 Slalien. (Februar 5.—15.)
während der Rest, soweit notwendig, für die Erfordernisse der Finanzjahre
1888.89 und 1889 90 behufs Verstärkung des Staatsschatzes verwendet wer-
den soll. Letzterer würde sich auf diese Weise ein Kapital von 240,000,000
Lire verschaffen und nach und nach einen Teil der Schuld konsolidieren. Die
Pensionsannuitäten würden sodann jährlich in den erforderlichen Beträgen
als effektive Ausgaben ins Budget einzustellen sein. Der Minderbetrag der
Einnahmen gegen die effektiven Ausgaben, resp. das Defizit für 1889,90
stelle sich darnach auf 85,140,000 Lire und solle durch 31,610,000 Lire Er-
sparnisse, sowie durch eine Reihe von Maßregeln in der Steuererhebung
gedeckt werden, welche der Minister aufzählt.
5. Februar. (Rede Crispis.) Bei der Beratung der Adresse,
welche die Kammer in Beantwortung der Thronrede an den König
richtet, meint Ministerpräsident Crispi,
die gegenwärtige Beratung dürfe sich nicht zu einer politischen Ab-
stimmung zuspitzen, sondern sich auf eine kurze Antwort beschränken, um so
mehr, als das r bald Gelegenheit haben werde, seine Meinung be-
züglich der Finanzmaßregeln kund zu geben. Die Regierung verstehe es,
die gegenwärtige ökonomische Lage des Landes zu erleichtern, und werde keine
neuen Ausgaben vorschlagen. Was die Vorwürfe betrifft, welche der aus-
wärtigen Politik des Kabinets gemacht seien, so gestehe er, daß der Friede
sich mehr auf Freundschaften als auf Waffen gründen müsse; aber man
müsse auch erwägen, daß keine von den in den letzten drei Jahren in Europa
aufgetauchten Fragen wegen oder auf Veranlassung Italiens aufgeworfen sei.
Die Entwaffnung und der Friede seien heilige Worte, aber gegenwärtig sei
der Friede ohne Waffen unmöglich. (Zustimmung.) „Wollen Sie, daß
Italien abrüste, da die anderen Nationen bewaffnet sind und für die Rüstungen
enorme Summen ausgeben? Das würde keine ernsthafte, sondern eine knaben-
hafte Politik sein.“ (Zustimmung.) Man habe gesagt, daß in der Thron-
rede der Dankbarkeit Roms als Hauptstadt Italiens für den Besuch des
Kaisers Wilhelm nicht der entsprechende Ausdruck gegeben sei; es sei das
nicht zutreffend, denn der König habe ausdrücklich in der Thronrede erklärt,
daß Italien in Rom den Besuch des mächtigen Kaisers von Deutschland
empfangen habe. Es sei in der That zum erstenmal gewesen, daß das
Oberhaupt einer mächtigen befreundeten Nation im Quirinal den König
des geeinigten Italiens begrüßt habe. (Lebhafter Beifall.) Die Kammer
nimmt darauf gegen die Stimmen der Radikalen die Adresse an.
1. Hälfte Februar. (Arbeitertumulte.) In Rom kommt
es, veranlaßt durch die Beschäftigungslosigkeit zahlreicher Arbeiter,
zu heftigen Tumulten.
15. Februar. (Deputiertenkammer: Interpellation
Crispis wegen der Tumulte in Rom.) Die Arbeitertumulte
in Rom am 8. Februar ff. werden in der Deputiertenkammer von
verschiedenen Seiten zu Angriffen gegen das Ministerium Crispi
benutzt. Doch bringt zuletzt Dep. Del Giudici folgende Tages-
ordnung ein:
„Die Deputiertenkammer hegt zu dem Ministerpräsidenten Crispi das
Vertrauen, daß er verstehen wird, energisch die öffentliche Ordnung zu schützen,
indem er die konstitutionellen Freiheiten aufrecht erhält.“