246 Ilalien. (August 1. Hälfle—September 20.)
das Fundament des europäischen Friedens und die Gewähr der Unabhängig-
keit und Einheit Italiens gegenüber einer hinterlistigen Nation und den
offenen und versteckten Feinden Italiens sei. Das Vorgehen des Komitees
ziele darauf ab, die internationalen Beziehungen der Regierung und einer
auswärtigen Macht zu trüben und Italien zu isolieren. Aus diesen Grün-
den habe der Polizeipräfekt dem Generaldirektor der Ientlichen Sicherheit
ein Dekret betreffend die Auflösung des Komitees unterbreitet. Das „Amts-
blatt“ veröffentlicht dieses von Crispi unterzeichnete Dekret, wonach das
„Komitee für Triest und Trient“ für aufgelöst erklärt wird.
1. Hälfte August. (Urlaub im Heere.) Das italienische
Militärblatt „Esercito“ meldet, daß vom 10. d. M. ab 70,000
Mann vom stehenden italienischen Heere unbeschränkt Urlaub er-
halten würden. Daraus gehe hervor, daß Kriegsbefürchtungen gegen-
wärtig nicht vorhanden seien.
2. Hälfte August. (Die Marine Italiens.) König Hum-
bert besucht das neue große Hafen-Bassin bei Spezia und wohnt
einem großen Seemanöver bei, über dessen Verlauf er sich sehr be-
friedigend ausspricht.
2. Hälfte August. König Humbert macht begleitet von Crispi
eine Reise durch die südlichen Provinzen seines Landes.
18. August. (Bombenattentat.) Auf dem Kolonnaplatz
in Rom kommt eine Bombe zum platzen, mit der ein Irredentist
namens Frattini ein Attentat gegen die österreichische Botschaft be-
absichtigt hatte.
Ende August. König Humbert empfängt eine Gesandt-
schaft des Königs Menelik von Schoa, der sich im September zum
Negus von Abessynien krönen lassen will. (Vgl. Afrika.)
13. September. (Attentat auf Crispi.) Als Crispi abends
6½ Uhr mit seiner Tochter in der Straße Caracciolo in Neapel
eine Spazierfahrt macht, schleudert ein Individuum zwei Steine
auf ihn, deren einer ihn am Kinn verwundet.
Der Mann wird sofort verhaftet und bezeichnet sich als ehemaligen
Architekturzögling Emil Caporali, 21 Jahr alt. Als Veranlassung zu dem
Verbrechen giebt er seine republikanischen Gefinnungen an. — Die Sym-
pathien des Volkes für den verwundeten Minister kommen in einer großen
öffentlichen Kundgebung zum Ausdruck.
20. September. (Der Jahrestag des Einzuges der ita-
lienischen Truppen in Rom) wird daselbst lebhaft gefeiert. Um
11 Uhr wird zur Erinnerung an die Stunde, in welcher vor 19
Jahren der Einmarsch erfolgte, die große Glocke des Kapitols ge-
läutet. Darauf legen der Bürgermeister von Rom und eine De-
putation von Offizieren im Pantheon einen Kranz am Grabe Viktor
Emanuels nieder und begeben sich nach der Porta Pia, wo der