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tärischen Ausgaben; es stellte sich eine Differenz von 197,500,000 Lire zwi-
schen den effektiven Einnahmen und Ausgaben heraus. Das zu Lasten des
Staatsschatzes verbleibende Defizit betrug 230,500,000 Lire. Die Rektifi-
kation des Budgets für 1889/90 enthält eine Besserung um 1½ Millionen
gegenüber den ersten Voranschlägen. Infolge dieser Aenderung vermindert
sich die Differenz zwischen den wirklichen Einnahmen und den Ausgaben,
welche in dem Voranschlag für 1889/90 mit 487/8 Millionen vorgesehen
war, auf 47⅛½ Millionen. Für das Ende des Rechnungsjahres erwartet
man einen Kassenbestand von 275 1/ Millionen, also fast 64 Millionen mehr
als am 1. Juli 1889. Die Budgetverhältnisse haben sich für das Rech-
nungsjahr 1890/91 merklich besser gestaltet. Der Voranschlag der wirklichen
Einnahmen hat sich um 36½ Millionen gehoben. Die Kategorie der wirk-
lichen Einnahmen und Ausgaben schließt mit einem Defizit von 21,800,000
Lire. Es wird nötig sein, einen Gesetzentwurf einzubringen, betreffend die
Bewilligung zu einer außerordentlichen Ausgabe von 10,600,000 Lire.
Indem man diese Summe zu dem effektiven Defizit hinzufügt, ergiebt sich
ein Gesamtdefizit von 32,500,000 Lire. Die wesentlichen Ursachen dieser
Vermehrung der Ausgaben sind in Aussicht gestellte Eisenbahnbauten und
neue Kredite zu Zwecken des Heeres und der Marine.
Anfang Dezember. (Wehrvorlagen.) Der Kriegsminister
legt der Deputiertenkammer einen Gesetzentwurf vor,
in welchem 17½ Millionen Lire als außerordentlicher Kredit zur
Fabrikation eines neuen, für die Gewehre bestimmten Pulvers in der Pulver-
fabrik zu Terni gefordert werden. Ferner verlangt der Minister einen
außerordentlichen Kredit von 10,600,000 Lire auf Grund des Gesetzes vom
2. Juli 1885 über die Landesverteidigung. Endlich legt der Marineminister
einen Gesetzentwurf vor, durch den derselbe ermächtigt wird, das Ausgabe=
budget für 1889/90 um 3¼ Millionen Lire zum Ankauf von Steinkohlen
zu überschreiten, sowie zur Beschaffung von Munition nach dem neuen
Muster 1½ Millionen Lire mehr zu verausgaben. Sämtliche Gesetzentwürfe
wurden der Budgetkommission überwiesen.
1. Hälfte Dezember. (Adresse.) Die Kammern richten an
den König zur Beantwortung der Thronrede eine Adresse, in der
es heißt:
nichts habe der Kammer eine größere Befriedigung verursachen kön-
nen, als die Ankündigung der Thronrede, daß der Friede, Dank den Rat-
schlägen der Großmächte und Dank dem Werke des Königs und seiner Ali-
irten, mehr als jemals gesichert erscheine. Der Friede, auf welchen die
Starken ein Anrecht hätten, bringe immer Früchte und werde Italien ent-
schädigen für die weiteren Ausgaben für die Armee und die Marine, die
der Schutz seiner Einigkeit und Unabhängigkeit seien.
6. Dezember. (Italien und Frankreich.) In der Dis-
kussion über die Antwortadresse auf die Thronrede in der Depu-
tiertenkammer sprechen die Radikalen Imbriani und Ferrari den
Wunsch aus,
die guten Keziehungen Italiens zu Frankreich nicht nur kommerzieller,
sondern auch politischer Natur betont zu sehen. Ministerpräsident Crispi
gibt die Versicherung, die politischen Beziehungen beider Länder seien aus-
gezeichnet, es beständen lediglich Meinungsverschiedenheiten in Betreff ökono-
mischer Fragen. Die italienische Regierung habe zuerst den Weg der gegen-