Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfter Jahrgang. 1889. (30)

KNiederlande. (Mai 12.—1. Hälfte. 269 
Gesinnung und den Wunsch auszusprechen, daß während der Regentschaft 
die jetzigen herzlichen Beziehungen zwischen Meiner und der Großherzoglichen 
Regierung fortbestehen mögen.“ Wilhelm.“ 
Als am Ausgang des April wider Erwarten das Befinden 
des Königs von Holland sich wesentlich bessert, richtet der Herzog 
ein Schreiben an ihn, in welchem er sich bereit erklärt, die Regent- 
schaft abzugeben, sobald der König sich kräftig genug fühle, die 
Regierung zu übernehmen. 
Als Antwort darauf trifft am 1. Mai ein Brief mit der 
Unterschrift des Königs an den Herzog ein, in welchem derselbe 
dem Herzog für die Uebernahme der Regentschaft dankt und zu- 
gleich ankündigt, daß er selbst vom 3. d. M. die Regierung des 
Großherzogtums wieder übernehmen werde. 
Am 3. gibt die Kammer einstimmig die Erklärung ab, daß 
die Regentschaft ihr Ende erreicht habe, da der König die Aus- 
übung der Gewalt im Großherzogtum wieder übernehme und be- 
schließt alsdann eine Adresse an den König. Hierauf beantragt 
der Präsident eine Dankadresse an den Herzog. Diese lautet in 
der Hauptstelle: 
„Ew Hoheit haben der Bevölkerung Gefühle der Zuneigung und 
Verehrung eingeflößt, welche nicht erlöschen werden. Ew. Hoheit haben die 
politische Lage des Großherzogtums, besonders den Charakter dessen Auto- 
nomie wunderbar erfaßt. Obschon während mehrerer Jahrhunderte anderen 
Ländern zugehörig, hat das Großherzogtum ein eigenes Leben gelebt, seine 
Sitten und Neigungen bewahrend. Der Londoner Vertrag hat diesen Ante- 
cedentien gleichzeitig mit den Friedensinteressen providentiell Rechnung ge- 
tragen. Seither sind wir im Besitze der Autonomie, die keinem unserer 
mächtigen Nachbarn mißfallen kann. Unser letzter Wunsch bei der Abreise 
* Hoheit ist, möge Gott Ihre und Ihrer Erlauchten Familie Gesundheit 
ützen.“ 
Am Tage darauf verläßt Herzog Adolf das Großherzogtum. 
12. Mai. (Vierzigjähriges Regierungsjubiläum des 
Königs.) Dasselbe wird festlich begangen. König Wilhelm erläßt 
eine Proklamation, 
in welcher er die Hoffnung ausdrückt, sein Volk könne bezeugen, daß 
er seine Versprechungen immer und zu jeder Zeit gehalten habe. Mit innigem 
Dankgefühl gegen Gott, durch dessen Gnade das alte Band zwischen Oranien 
und den Niederlanden wieder hergestellt sei, blicke er auf die Vergangenheit 
zurück. Die Erinnerung an dieselbe sei die beste Gewähr, daß auch in Zu- 
kunft Oranien und die Niederlande in Eintracht stark und frei seien. 
1. Hälfte Mai. (Umgestaltung des Militärdienstes.) 
Die Königliche Kommission zur Vorbereitung der gesetzlichen Um- 
gestaltung des Militärdienstes veröffentlicht ihren Bericht. 
In demselben wird für das stehende Heer als Minimum eine Stärke
	        
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