Schweden und Norwegen. (Oktober 12.—Dezember 2. Hälfte.) 275
sich ein neues gemäßigt-konservatives Ministerium Stang, das fol-
gendermaßen zusammengesetzt ist:
Ministerpräsident Emil Stang; Staatsminister bei der Stockholmer
Abteilung Assessor Gram; Kultusminister der bisherige Schuldirektor Bon-
nevie; Finanzminister Rygh, bisher Bürgermeister von Christiania; Assessor
Noll, Justizminister; Thorne, Minister des Innern; Birch-Reichenwald
Arbeitsminister; Hoff, Verteidigungsminister.
Der König hatte an den zurückgetretenen Ministerpräsidenten
Sverdrup unter dem 8. Juli ein Schreiben gerichtet, in welchem
es unter anderem heißt:
„Ich habe gewissenhaft erwogen, wie ich unter den gegenwärtigen
Verhältnissen das Recht am richtigsten anwende, das der § 12 des Grund-
gesetzes in meine Hand gelegt hat. Ich erkenne nicht, daß eine etwaige
Tagesordnung seitens des Storthings dieses Recht grundsätzlich beschränkt,
während ich aufrichtig bedauere, daß eine solche Tagesordnung vorgelegen
hat infolge des Ganges der Begebenheiten und trotz meiner unablässigen
Bestrebungen in versöhnender Richtung. Aber da meine konstitutionellen
Ratgeber sich wegen der Lage sämtlich als aufgefordert angesehen haben,
ihre Abschiedsgesuche einzureichen, ist dies eine Sache, der ich große Bedeu-
tung beilegen muß. Nachdem ich jetzt hier an Ort und Stelle die Verhält-
nisse untersucht und dadurch eine klarere Auffassung dessen gewonnen habe,
was unter den obwaltenden Umständen ausführbar und zweckmäßig ist, bin
ich zu der Ueberzeugung gekommen, daß ich meine Pflicht am besten erfülle,
wenn ich das Abschiedsgesuch des Staatsrates genehmige."“
Der erste Abschnitt des vom König angezogenen § 12 des
norwegischen Grundgesetzes besagt folgendes: Der König wählt
selbst einen Rat von norwegischen Bürgern, die nicht jünger als
30 Jahre sind. Dieser Rat soll aus zwei Staatsministern und
wenigstens sieben anderen Mitgliedern bestehen.
12. Oktober. (Schweden: Ministerwechsel.) Der Staats-
minister Baron Bildt, der Chef des Departements des Innern,
Krusenstjerna, und der Staatsrat Loven treten von ihren Aemtern
im königlichen Staatsrate zurück.
Der Minister des Aeußeren, Baron Akerhjelm, wird zum Staats-
minister, Graf Lewenhaupt, bisher Gesandter in Paris, zum Minister des
Aeußern, der Provinz-Gouverneur Groll zum Chef des Departements des
Innern und der Sekretär des Reichsschulden-Kontors Wickblad zum Staats-
rat, ferner der abgetretene Departementschef Krusenstjerna zum Generalpost-
direktor und der bisherige Staatsrat Lovén zum Präsidenten des Kammer-
gerichts ernannt.
2. Hälfte Dezember. (Norwegen: Landesverteidigungs-
bewegung.) In Norwegen entwickelt sich ziemlich plötzlich eine
lebhafte Bewegung zu Gunsten der Landesverteidigung.
Während die Sozialdemokratie des Landes diese Stärkung der Wehr-
kraft hauptsächlich gegen sich gerichtet glaubt, erklärt der politisch eifrig
thätige Dichter Biörnson, daß die Bewegung ausschließlich gegen Schweden
gerichtet sei.
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