Bulzarien. (November 14. —- Dezember 26.) 295
strengungen auf, welche im Sinne einer Verständigung mit Rußland auf—
geboten worden seien. Diese Anstrengungen seien jedoch vollständig resultatlos
geblieben. Die Schuld liegt nicht auf Seite Bulgariens. Andererseits hebt
der Minister die lobende Anerkennung hervor, welche Bulgarien von meh-
reren Seiten zu teil geworden sei.
14. November. (Adresse der Sobranje.) Die Sobranje
beantwortet die Thronrede mit einer Adresse, die im wesentlichen
eine Paraphrase der Thronrede bildet, mit Ausnahme einer Stelle,
in welcher die Hoffnung ausgesprochen wird, daß die suzeräne Macht
die Initiative zu Schritten wegen Anerkennung des Prinzen Fer-
dinand ergreifen werde.
9. Dezember. (Genehmigung der Anleihe.) Die Sobranje
genehmigt mit großer Majorität den Vertrag betreffend die Anleihe
von dreißig Millionen, nachdem Stambuloff dem Mitgliede der
Opposition, Kitantschew, entgegentretend erklärt hatte, die Kotierung
der Anleihe im Auslande sei ein Beweis des Vertrauens in die
Zahlungsfähigkeit Bulgariens.
20. Dezember. (Budget.) Die Sobranje beginnt die Debatte
über das Budget.
Die Mitglieder der Opposition verlangen die Verringerung der Aus-
gaben, was jedoch Stambuloff nach der gegenwärtigen Sachlage r unmög-
lich erklärt. Der Etat des Innern wird darauf angenommen. Das gesamte
Defizit für das Rechnungsjahr 1890/91 beträgt 18 Millionen.
2. Hälfte Dezember. (Eisenbahnverstaatlichung.) Zwischen
der Regierung und den Delegierten der Anschlußbahnen wird eine
Vereinbarung wegen Ankaufs der Linie Vakarel-Bellowa zum Preise
von 150,000 Frcs. per Kilometer, zahlbar in Schatzscheinen inner-
halb zehn Jahren, getroffen.
23. Dezember. (Auswärtiger Etat.) Die Sobranje votiert
das Budget des Aeußern.
Dep. Tatistscheff, Mitglied der oppositionellen Partei, bringt vorher
eine Interpellation darüber ein, welche Schritte bei der türkischen Regierung
behufs Anerkennung des Prinzen Ferdinand unternommen worden seien,
ferner über das rumänische Projekt, betreffend den Bau einer Donaubrücke,
welche nach seiner Ansicht bei Silistria angelegt werden sollte. Minister des
Aeußern, Dr. Stranski, antwortet darauf, die Regierung thue in Bezug auf
die Frage der Anerkennung des Prinzen Ferdinand alles Notwendige, er
halte es indessen für inopportun, bezügliche Details mitzuteilen. In Bezug
auf das rumänische Projekt, betreffend den Bau einer Donaubrücke, bemerkt
der Ministerpräsident Stambuloff, diese Frage sei vollständig eine innere
Angelegenheit Rumäniens.
26. Dezember. (Kriegsbudget.) Die Sobranje genehmigt
das Budget des Krieges und erhöht aus eigener Initiative die
Monatsbezüge der Soldaten von einem Franken auf zwei und die
der Unteroffiziere von zwei auf drei Franken.