Gs-, Säd- und Westefriks. (Januar 15.) 329
etroffen haben. Daß da etwas dahinter steckt, was des Schutzes des Reichs
für unsere Interessen wert ist, das hätte der Herr Abgeordnete schon aus
der Expedition von Lewis, die ihm bekannt zu sein scheint, entnehmen können.
Er scheint aber anzunehmen, daß die Engländer und Aventuriers, wie dieser
Lewis, dumm genug sind, um dieser Sandbüchse nachzulaufen, vor deren
Besitz er das deutsche Reich warnt und davon abzuschrecken sucht. Das ist
ein Mangel an Kombinationsgabe und Ueberlegung, wie ich solchen bei dem
Herrn Vorredner bis jetzt nicht gewohnt bin. (Bravo! Heiterkeit.) Um
nichts reiten die Leute nicht viele Meilen über Land mit Gewehren und
suchen da im Widerspruch mit internationalen Abmachungen alte angebliche
Konzessionen wieder heraus, um sie den Deutschen wieder streitig zu machen.
Der Herr Abgeordnete hat gesagt: mit der Gewalt und mit der Exe-
kution des Gesetzes ist dort nichts zu machen. Das mag ja allerdings richtig
sein, obschon ich das doch nicht so unbedingt zugeben möchte. Wenn sich
die Aussichten bestätigen, welche diese und andere Gesellschaften dort haben,
so weiß ich nicht, warum sie nicht die 17 bewaffneten Leute von Lewis mit
170 bewaffneten Eingeborenen, die sie dort mieten und organisieren und mit
dem Bündnis derjenigen Stämme, die dem wandelbaren Kamaherero nicht
ganz wohlwollend gesonnen sind, wieder herauswerfen sollten. Das kommt
ja in den Kolonien oft vor. — Ich werde unwillkürlich trotz meiner wieder-
holten Weigerung genötigt, auf diese Kolonialdebatte, in der wir heute nicht
stehen (Heiterkeit rechts), einzugehen, weil ich Unwahrheiten und Irrtümern,
wie sie in der Rede des Herrn Vorredners zu finden sind, nicht drei bis
vier Wochen Vorsprung oder auch nur vierzehn Tage in der Diskussion, in
der öffentlichen Meinung lassen will. Glaubt denn der Herr Abgeordnete,
daß wir im Auswärtigen Amt so einfältig und so verschwenderisch sind,
daß, wenn wir uns überzeugt hätten, es sei wirklich nichts anderes als die
Sandbüchse da, daß wir dann dem Reichstag zumuten sollten, in dieser Wüste
noch einen Beamten festzunageln und dort noch — ich weiß nicht gleich,
wie groß die Summe ist aber auch nur 10 Mark weiter hinauszuwerfen.
Das ist doch eine Geringschähung unserer Einsicht und unserer Ehrlichkeit,
die wir in der That nicht verdienen in der mühseligen Arbeit, die wir uns
in diesen Kolonialfragen machen. (Sehr richtig! rechts.) Was hat denn
das Auswärtige Amt, was haben wir denn davon, ob dort Kolonien sind
oder nicht? 5000 Nummern alle Jahre mehr, die mir allein auf den Leib
geschrieben werden, die ich allein zu erledigen habe! Etwas anderes habe
lch nicht von der Sache! Und dann redet man hier in der Voraussetzung,
als hätten wir in Leichtfertigkeit, und ich weiß nicht aus welchen Gründen,
gehandelt. Der Herr Abgeordnete Richter hat den Schnaps berührt. Ich habe
mich gefreut, daß er jetzt mit einem Male teuren Schnaps für eine Wohl-
that für die Bevölkerung hält — allerdings nur für die Neger; warum will
er denn diese Wohlthat nicht auf seine Landsleute anwenden, auf den Schnaps
des armen Mannes? Den kann er nicht billig genug bekommen. (Heiterkeit
rechts.) Und auch die Unmäßigkeit in Bier, wie sie in unserer nächsten
Umgebung nicht selten ist, verdient die gleiche Aufmerksamkeit, wie die der
Neger in Kamerun. Ich begreife nicht, wie man seine Wohlthaten so weit
nach Afrika verschleppen kann, wenn man hier unmittelbar vor dem Halle-
schen Thor die beste Anwendung davon machen könnte. (Heiterkeit. Bravo!
rechts.) In Bezug auf die Kamaherero-Frage möchte ich nur mitteilen, daß
wir mit England früher durch einen Notenaustausch eine Abmachung ge-
troffen haben, nach welcher England den 20. Längengrad als die Grenze
seiner Kapbefitzungen ansah: will extend to the 20fn meridian of East
Longitude and will be bounded on the North by the 22 d parallel of
South Latitude. Aehnliche Noten haben wir geschrieben. Wir haben also