170 Has deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Dez. Anf. — 4.)
erschütterlichen Mutes, Seines gewaltigen Seherblickes, der fern in die Zu-
kunft sah, Seines unerschütterlichen Gottvertrauens gelang es Ihm, aus
Nichts ein Heer zu schaffen, mit diesem aber Sich bei Freund und Feind
gleich geachtet zu machen.
Gleich einem Sturmwind fegte Er bei Fehrbellin den Feind aus
Seinen Grenzen; und wo Er nur Seine Truppen auftreten ließ und wo
Seine Dragoner und Musketiere sich zeigten, war Freude bei den Alliierten
und Angst und Schrecken bei dem Feinde.
Doch nicht genug damit, Sich ein Heer zu schaffen, schaffte Er auch
im Lande Ruhe und Ordnung, und wir sehen dieses verachtete Ländchen,
des Reiches Streusandbüchse, aufblühen und unmittelbar hinter dem schwer
verwüstenden dreißigjährigen Kriege einen Aufschwung nehmen, der nie ge-
ahnt wurde und das kleine Ländchen zur Vormacht im Deutschen Reiche machte.
Wir sehen, daß es dem Großen Kurfürsten möglich war, am Schluß
Seiner Regierung mit einer wohlgeschulten Armee von vierundzwanzig
Tausend Mann der Welt eine gebietende Stellung zu zeigen, eine Flotte zu
besitzen, überseeische Kolonien zu haben. Er trieb Politik im großen Stile,
weitausschauend, wie man sie jetzt treibt, und das, was Er damals grund-
legend für uns gethan hat, das ist die Basis gewesen, auf der unser Reich
auferstanden ist.
Wahrlich hat der große König mit Recht gesagt, als Er am Sarge
des hohen Fürsten stand: „Fürwahr, der Mann hat viel gethan!“
Ja, Meine Herren, Ich kann nur wiederholen, was Ich heute früh
sagte, und was auch Ihnen, den Vertretern des Regiments des Großen
Kurfürsten gilt: Wir wollen fortfahren, festzuhalten an der Gottesfurcht,
Treue, Hingebung und am Gehorsam!
Ich erhebe Mein Glas und trinke es auf das Wohl Brandenburg-
Preußens: Hurrah! — Hurrah! — Hurrah!
Anfang Dezember. In der Presse entspinnt sich eine lebhafte
Debatte über die von der „Freisinnigen Zeitung“ gebrachte Nach-
richt, dem Exminister Freiherrn v. Lucius sei seinerzeit bei Er-
richtung eines Fideikommisses die gerichtliche Stempelgebühr
durch königliche Gnade erlassen worden. Es wird hiebei konstatiert,
daß auch in einer Anzahl anderer Fälle, besonders bei Fideikom=
missen, die aus den Kriegsdotationen errichtet wurden, der Stempel
erlassen worden sei.
4. Dezember. (Preußen.) Die im Abgeordnetenhause schon
vor Monaten angekündigte Konferenz zur Beratung von
Fragen das höhere Schulwesen betreffend tritt zusammen.
Es werden ihr folgende Fragen vorgelegt:
1) Sind die heute bestehenden Arten der höheren Schulen in ihrer
gegenwärtigen Sonderung beizubehalten oder empfiehlt sich eine Verschmel-
zung von
a. Gymnasium und Realgymnasium,
b. Realgymnasium und Ober-Nealschule?
2) Läßt sich für die bestehenden drei Schularten (gymnasiale, real-
gymnasiale, lateinlose) oder für zwei derselben ein gemeinsamer Unterbau
herstellen: Empfiehlt es sich für den letzteren Fall
a. die zur Zeit schon für die drei unteren Klassen des Gymnasiums