272 Rußland. (Februar Mitte — April 13.)
Mitte Februar. (Petersburg.) Der Erzherzog Franz
Ferdinand von Oesterreich trifft am 6. Februar zum Besuch am
russischen Hofe ein, reist am 10. Februar nach Moskau, wo er bis
zum 17. Februar verbleibt.
9. März. Der Generalgouverneur in Moskau Fürst Dol-
gorukow scheidet aus seinem Amt aus. Großfürst Sergius wird
sein Nachfolger.
18. März. (Petersburg.) Der Regierungsanzeiger veröf-
fentlicht ein kaiserliches Reskript, durch welches der Generalgouver-
neur von Finnland beauftragt wird, den treuen finnischen Unter-
thanen des Kaisers mitzuteilen, daß der Kaiser geneigt sei, dem
finnischen Volke wie früher sein Wohlwollen und Vertrauen zu
schenken, ihm seine Fürsorge zu widmen und die von den russischen
Monarchen verliehenen Rechte und Privilegien stets zu wahren.
Es liege nicht in der Absicht des Kaisers, die Grundlagen der im
Lande bestehenden inneren Verwaltungsordnung abzuändern. Das
Schriftstück, welches die Antwort des Kaisers auf die Ergebenheits-
adresse der finnischen Landstände ist, spricht den Dank des Kaisers
für die Adresse aus und schließt mit den Worten, der Kaiser sei
berechtigt, von der Ergebenheit der Bevölkerung Finnlands zu er-
warten, daß sie einmütig an der Verwirklichung seiner Weisungen,
welche auf die Festigung des staatlichen Verbandes des Großfürsten-
tums mit dem Reiche abzielten, mitwirken werde.
3. April. Zum „Gehilfen des Ministers des Auswär-
tigen“, Herrn v. Giers, wird der bisherige Gesandte in Schweden,
Schischkin, ernannt. Direktor des asiatischen Departements wird
Graf Kapnist.
12. April. Abreise einer russischen Expedition nach Abessi-
nien, unter Führung des Lieutenants Maschkoff.
13 April. Tod der Großfürstin Olga Feodorowna auf
dem Bahnhof in Charkow.
(Kiew.) Der Bischof von Kiew überreicht der Oberkir-
chenbehörde (dem Synod) eine Denkschrift, wonach die weltlichen
Behörden folgende Maßnahmen gegen die Stundisten ergreifen
sollen.
1) Die Dorfverwaltungen und Kleinbürgerämter sollten den Stundisten
Pässe nicht anders als mit dem Vermerk „Stundist"“ ausgeben, damit sie
nicht auf Fabriken als Arbeiter angestellt würden, wo sie Gelegenheit finden,
ihre Lehre zu propagandieren. 2) Man müßte sich mit dem Ministerium
der Verkehrsanstalten in Verbindung setzen, damit auf Bahnhöfen und in
den Werkstätten der Eisenbahnen keine Stundisten in Dienst genommen