138 DPas Beuische Reich und seine einzelnen Glieder. (Okt. 30.—31.)
30. Oktober. Königin Olga von Württemberg f.
31. Oktober. Einweihung der Schloßkirche in Witten-
berg in Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin. Außerdem
find folgende Fürsten persönlich anwesend oder vertreten:
Die Königin von Großbritannien und Irland durch den Herzog von
Vork, die Königin-Regentin der Niederlande durch den Ober-Mundschenk
Baron van Hardenbrock van Bergambacht, der König von Dänemark durch
den Prinzen Johann zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, der
König von Schweden und Norwegen durch seinen Sohn den Kronprinzen;
ferner Prinz Heinrich von Preußen, Prinz Albrecht von Preußen, Regent
von Braunschweig, Prinz Friedrich Heinrich und Prinz Joachim Albrecht
von Preußen; der Herzog von Sachsen-Meiningen durch den Erbprinzen,
der Großherzog von Baden durch den Erbgroßherzog, die Großherzoge von
Hessen, von Sachsen und von Oldenburg, der Erbgroßherzog von Olden-
burg, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin durch den Herzog Johann
Albrecht, der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz durch Staatsminister
v. Dewitz, der Herzog von Sachsen-Altenburg, der Herzog von Sachsen-
Koburg= Gotha durch Staatsminister Strenge, der Herzog von Anhalt-Dessau,
der Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, der Fürst zu Waldeck und
Pyrmont, der Fürst von Schwarzburg-Sondershausen, der Fürst von Schwarz=
burg-Rudolstadt, der Fürst Reuß ä. L., der Fürst Reuß j. L. durch den
Erbprinzen, der Fürst zu Schaumburg-Lippe durch den Prinzen Adolf;
ferner: für die freie und Hansestadt Lübeck Bürgermeister Dr. Behn, für
die freie und Hansestadt Bremen Bürgermeister Dr. Pauli, für die freie
und Hansestadt Hamburg der Präsident des Senats, Bürgermeister Dr.
Mönckeberg.
Auf eine Ansprache des Bürgermeisters erwidert der Kaiser, wie
Er nur das Werk vollendet habe, zu welchem Allerhöchstsein Großvater den
Grund gelegt und welches Kaiser Friedrich mit allen Fibern seines Herzens
gefördert habe. Beide Kaiser hätten das Werk nicht mehr vollendet gesehen.
Judem Er jetzt das schöne Gotteshaus der evangelischen Christenheit über-
gebe, hoffe Er, daß es dieser wie der Stadt Wittenberg eine Mahnung zur
Gottesfurcht, zur Königstreue und Loyalität sein werde.
Vor der Thesenthür halten der Kultusminister Dr. Bosse und der
Präsident des Oberkirchenrats Dr. Barkhausen Ansprachen an den Kaiser.
Dann findet Weihe und Festgottesdienst statt. Bei der Festtafel hält der
Kaiser folgende Rede:
In dankbarem Aufblick zu Gott dem Herrn, der uns in Seiner
Gnade das heutige Fest bereitet, erhebe ich den Pokal, den die Stadt Witten-
berg dem Reformator Dr. Martin Luther zu seiner Hochzeit im Jahre 1525
dargebracht hat. Es war dies die Zeit, zu welcher die Reformation in den
deutschen Landen bereits festen Fuß gefaßt hatte. Wittenberg, die Wiege
und Werkstatt der deutschen Reformation, ward reich an Ruhm und Ehren.
Kein Wunder, daß bei dem Herannahen der 400jährigen Wiederkehr des
Geburtstages Luthers die Augen der evangelischen Welt sich abermals hier-
her nach Wittenberg lenkten und der Gedanke Gestalt gewann, die Schloß-
kirche, welche die Stätte der ersten reformatorischen That gewesen und in
der neben den irdischen Ueberresten der ersten Schirmherren der evangeli-
schen Kirche die Gebeine Luthers und Melanchthons ruhen, würdig wieder-
herzustellen.
Dieser Gedanke fand vollen Anklang in den Herzen meiner in Gott
ruhenden Vorfahren, des Kaisers und Königs Wilhelm l. und des Kaisers