260 Nalien. (Ende Dezember.) Fit Räzuische Karie. (Januar 16.)
lichst große Ersparungen durchführen. Man darf sich keiner Täuschung
darüber hingeben, daß die Stunde gekommen ist, wo vom Lande Opfer
verlangt werden müssen. Das Land, dessen können Sie sicher sein, wird sie
nicht verweigern. Es ist unnütz, uns mit unzureichenden Auskunftsmittelu
abzuquälen und auf einen Glücksfall zu warten, der sich durch Säumnis
noch weiter hinausschieben würde. Wenn seit dem Jahre 1889 das Par-
lament nicht die Forderungen der Exekutivgewalt abgelehnt hätte, würde
niemand an unserer Zukunft zweifeln. Meine Herren Deputierten! Allein,
ohne Sie, werden wir nichts thun! Das Einverständnis des Parlaments
mit dem Ministerium ist für letzteres in einem freien Lande eine wesentliche
Lebensbedingung. Lassen Sie uns alle unsere Bemühungen aufwenden, daß
dieses Einverständnis uns nicht fehle. Im Vertrauen auf dieses Einver-
ständnis wollen wir alle unsere Kräfte aufbieten, damit die einträchtige
*— des Parlaments und der Regierung die ihr vorgesteckten hohen Ziele
erreiche."
Imbriani, Cavallotti und andere Redner der äußersten Linken pro-
testieren nach dieser Erklärung auf das Heftigste gegen neue Steuern. Nicht
einmal mit Bajonetten könne man vom Volke einen weiteren Heller erpressen.
Nach einer Reihe meist oppositioneller Reden gab Crispi neue Erklärungen
über das Regierungsprogramm ab. Wenn er den gegenwärtigen Augen-
blick den kritischsten seit der Gründung des Königreiches nannte, so habe er
damit keinen Zweifel an der Einheit des Vaterlandes ausgedrückt, sondern
er habe damit nur andeuten wollen, daß die Aufgabe der wirtschaftlichen
Regeneration nicht minder schwierig sei als die Erkämpfung der Unab-
hängigkeit. Alle Patrioten, Konservative wie Demokraten, müßten sich ge-
meinsam zum Werke die Hand reichen. Ueber die Außenpolitik äußerte
Crispi kurz: „Meine Ansichten hierüber sind bekannt. Freundschaft mit
allen Nationen, Einvernehmen mit allen Regierungen, Festhalten an den
Verträgen.“ Schließlich versprach Crispi versöhnende Maßregeln für Sizilien.
(Lebhafter Beifall.) — Im späteren Verlaufe der Sitzung votiert das Par-
lament mit geringer Mehrheit ein Beifallsvotum für das parlamentarische
Bankenquete-Komitee.
Ende Dezember. Unter den Landarbeitern in Kalabrien und
der Romagna kommen sozialistische und anarchistische Unruhen vor,
während sie in Sizilien fortdauern.
VIII.
Die Nömische Kurie.
16. Januar. (Rom.) Bei dem geheimen Konsistorium er-
nennt der Papst zu Kardinälen die Monsignori: Persiko Sekretär
der Propaganda, Mocenni Unterstaatssekretär, Di Pietro Nuntius
in Madrid, Galimberti Nuntius in Wien, Malagola Erzischof
von Fermo, Guarino Erzbischof von Messina, Thomas Erzbischof
von Rouen, Meignan Erzbischof von Tours, Krementz Erzbischof
von Köln, Kopp Fürst-Erzbischof von Breslau, Vaszary Primas