Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Dezember 10. 11.) 147
häfen nach Hongkong und von dort nach Yokohama geht. Die japanische
Zweiglinie wird eingestellt und an Stelle derselben tritt eine Zweiglinie
Hongkong —Shanghai. Man würde auf diese Art also eine vierzehntägige
direkte Verbindung von Bremerhaven über die Zwischenhäfen nach Hongkong
bekommen, ferner eine vierwöchentliche direkte Verbindung nach Shanghai,
eine vierwöchentliche direkte Verbindung nach Japan und einen vierzehn-
tägigen Verkehr mit Shanghai, welcher einmal, wie bereits bemerkt, durch
den direkten Dampser, das nächstemal durch den Zweigdampfer von Hong-
kong aus vermittelt wird. Für diese Mehrleistung soll der betreibenden
Gesellschaft, dem Norddeutschen Lloyd in Bremen, eine Erhöhung der Reichs-
unterstützung um anderthalb Millionen Mark zugebilligt und der Kontrakt
soll von jetzt ab auf 15 Jahre verlängert werden.
Staatssekretär v. Bötticher: Die 1885 beschlossene Subvention habe
den Handel außerordentlich gefördert, und ebenso habe seitdem der deutsche
Schiffsbau großen Ausschwung genommen. Aber die Verfrachtung müsse
beschleunigt werden, um den deutschen Linien die Konkurrenz mit den
fremden zu ermöglichen. Mit den geforderten 1½ Millionen Mark empfange
der „Nordd. Lloyd“ 3½ Millionen Mark, während Frankreich 4⅞⅜ und
England für die P. und O.-Linie 5½ bezahle. Abg. Schädler (3.)
egen die Vorlage, da die Erwartungen von 1885 sich nicht erfüllt hätten.
bg. Freese (fr. Vg.) empfiehlt die Vorlage im Interesse des Handels
und des Schiffsbaues. Abg. v. Leipziger (kons.): Die Erwartungen von
1885 seien gescheitert, der Lloyd habe wenig für den Postverkehr geleistet,
und die Steigerung des Handelsverkehrs nach Osten sei nicht sein Verdienst.
Die Kriegsmarine habe kein Interesse an dem Bau großer Lloydschiffe, da
Handelsschiffe nicht als Kriegsschiffe gebraucht werden könnten. Abg. Metz-
ger (Soz.): Es sei ungerecht, durch die Steuern des Volkes ein kapitalisti-
sches Unternehmen zu unterstützen. Am folgenden Tage befürwortet Abg.
Hammacher (nl.) die Vorlage, wenn er auch in der Kommission noch
nähere Begründung erwartet. Abg. Richter (fr. Bp.): Der Lloyd sei weder
für den Handel noch für den Schiffsbau so wertvoll, um diese Vorlage zu
rechtfertigen. Abg. v. Stumm (RP.) polemisiert gegen die Behauptungen
des Vorredners und empfiehlt die Vorlage im Interesse des nationalen Ge-
dankens. — Am 12. polemisiert Abg. Ehni (Südd. Vp.) gegen die For-
derungen und die Verwaltung des Lloyd, der zu langsam fahre und wenig
bedeutend für den ostasiatischen Handel sei. Abg. Förster (D. S.R.) hat
einige Bedenken gegen den Lloyd wegen der langen Dienstzeit seiner An-
gestellten, hält die Vorlage aber im Interesse des Handels für notwendig.
In der weiteren Debatte wird vornehmlich der Hamburger Strike be-
sprochen. — Die Vorlage wird der Budgetkommission überwiesen.
10. Dezember. (Preuß. Abgeordnetenhaus.) Antrag
auf Förderung der Fortbildungsschulen.
Abg. v. Schenkendorff (nul.) stellt folgenden Antrag: „Die könig-
liche Staatsregierung aufzufordern, dem Fortbildungsschulwesen — dem
gewerblichen, landwirtschaftlichen, kaufmannnschaftlichen und weiblichen —
künftig eine höhere Beachtung, insbesondere durch vermehrte Staatsmittel,
zuzuwenden.“ — Der Antrag wird von allen Parteien und den Ministern
wohlwollend besprochen und sodann einer Kommission überwiesen.
11. Dezember. (Reichstag.) Resolutionen zum Bürgerlichen
Gesetzbuch (vgl. S. 89).
Das Haus genehmigt die zum Bürgerlichen Gesetzbuche gestellten
(S. 89 mitgeteilten) Resolutionen. — In einer dritten Resolution wird die
10“