II.
Die Ssterreichisch-ungarische Monarchie.
1. Januar. (Pest.) Rede Banffys über die Parteiver-
hältnisse und den Ausgleich.
Zahlreiche Mitglieder der liberalen Partei, darunter die früheren
Minister Tisza und Wekerle, machen dem Ministerpräfidenten die übliche
Neujahrsaufwartung. Ministerpräsident v. Banffy weist auf die Vol-
lendung der kirchlichen Gesetzgebung hin und erinnert daran, daß in diesem
Jahre die Feier des tausendjährigen Bestehens Ungarns begangen würde.
Das Jahr müsse als ein Jahr des Gottesfriedens betrachtet werden; es sei
notwendig, alle Gegensätze beiseite zu setzen und das Freudenfest gemeinsam
und friedlich zu begehen. Die Regierung werde freudig die dargebotene
Rechte ergreifen, wenn ihr die Möglichkeit geboten werde, die Millenium-
feier friedlich und einträchtig zu begehen. In betreff der Ausgleichsver-
handlungen mit Oesterreich wolle er sich nicht näher äußern, doch erkläre
er, in erster Reihe bestrebt zu sein, daß dieselben nicht um den Preis volks-
wirtschaftlicher Nachteile geschaffen werden. Die Regierung lege Gewicht
darauf, daß die Ausgleichsverhandlungen noch im Laufe dieses Reichstages
zu Ende geführt werden.
3. Januar. (Wien.) Beginn der Ausgleichsverhandlungen
zwischen den österreichischen und ungarischen Ministern.
7. Januar. (Böhmen.) Graf Thun, der Statthalter von
Böhmen nimmt seine Entlassung, führt jedoch die Geschäfte bis
zum Schluß des Landtags weiter.
Die Jungtschechen begrüßen den Rücktritt mit Jubel; die „Presse“
gibt das schlechte Verhältnis zwischen Thun und den Jungtschechen als
Ursache des Rücktritts an, was die klerikale Presse als eine bedauerliche
Schwäche der Regierung bezeichnet.
7. Januar. (Böhmischer Landtag.) Erklärung des Statt-
halters über die Kanalisation der Elbe und Moldau.
Graf Thun erwidert auf eine Interpellation über die Kanali-
sation von Elbe und Moldau zwischen Aussig und Prag, daß die Mini-
sterien des Innern und der Finanzen ihre Genehmigung ausgesprochen
hätten, die Ausführung des Kanalisationsunternehmens mit einem Gesamt-