Großbritannien. (Januar 11.—20.) 187
Es wird ein fliegendes Geschwader von zwei Schlachtschiffen erster
Klasse, zwei Kreuzern erster und zwei Kreuzern zweiter Klasse gebildet.
Das neue Geschwader soll bereit sein, überall hingesandt zu werden, ent-
weder um die bereits im Dienst befindliche Flotte zu verstärken oder um
eine besondere Streitmacht zu bilden. Ferner meldet die „Times“, es sei be-
schlossen worden, ein Geschwader nach der Delagoa-Bai zu senden. „Daily
Telegraph" meldet: Die Regierung beschloß, eiligst Verstärkungen an Kavallerie
und Infanterie nach Kapstadt zu senden. Ein Regiment in der Stärke
von 1000 Mann ist von Indien nach England unterwegs und wird in
Kapstadt verbleiben. Ein Kreuzer erster Klasse ist nach der Delagoa-Bai
eordert.
11. Januar. (London.) Die „Times“ schreibt über das
Verhältnis zu Deutschland:
Es erfülle mit Genugthuung, daß der Transvaal-Zwischenfall jetzt
in Deutschland als beendet angesehen werde. Wenn die Deutschen zufrieden
gestellt seien, habe England keinen Grund, es nicht zu sein. Als Nation
empfinde England jede fremde Einmischung; selbst wenn die Feindseligkeit
des deutschen Volkes viel weniger tief wurzelte, als aus der Heftigkeit der
deutschen Presse geschlossen werden könne, so lasse doch der Stand der
auswärtigen Angelegenheiten es für England klug erscheinen, unter den
Waffen zu bleiben. Oesterreich und Italien fänden ihre Politik in Europa
ernstlich gehindert durch das plötzliche Eingreifen des Deutschen Kaisers, das
ein gemeinsames Wirken Englands mit dem Dreibund, besonders bezüglich
der türkischen Angelegenheiten, schwierig gemacht habe.
14. Januar. (Manchester.) In einer öffentlichen Ver-
sammlung äußert der erste Lord des Schatzes, Balfour, über die
inneren und äußeren Verhältnisse Transvaals:
Nach Ansicht der königlichen Regierung, die vom besten Willen gegen
Transvaal erfüllt ist, können die Zustände dort niemals befriedigend werden,
so lange das gegenwärtige Regierungssystem, das auf künstlicher, ja, auf
ungerechter Grundlage beruht, aufrechterhalten bleibt. Die Ausländer in
Transvaal bilden die Mehrheit der Bevölkerung; sie sind mit europäischen
Ideen aufgewachsen und von diesen erfüllt, sie zahlen den größten Teil der
Steuern und haben keine Rechte. Das sind unhaltbare Zustände. ..
Es wird bestritten und mit Heftigkeit erörtert, ob England die Suzeränität
über Transvaal besitze. Ich streite nie um Worte, so lange die durch das
Wort bezeichneten Dinge klar sind, und die Beziehungen zwischen uns und
Transvaal sind so klargestellt, daß darüber keine Frage sein kann. In
seinen inneren Angelegenheiten ist Transvaal ganz frei, selbständig und
unabhängig; in seinen äußern Beziehungen ist es der Kontrolle Englands
unterworfen. Man kann das nach Belieben Suzeränität nennen oder nicht.
Das Ding ist da und wird dableiben. Wir haben die Kontrolle über die
äußern Beziehungen Transvaals; wir gedenken sie zu behalten, und wir
werden keine fremde Einmischung in diese Kontrolle dulden.
Mitte Januar. England und Frankreich.
Gelegentlich der Unterzeichnung des Mekongvertrages wird in der
englischen Presse von einer Annäherung zwischen England und Frankreich
gesprochen, was aber in der französischen unter Hinweis auf Egypten ab-
gewiesen wird.
20. Januar. König Prempeh unterwirft sich (vgl. Afrika).