Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zwölfter Jahrgang. 1896. (37)

202 Greßbritannien. (Oltober Anf.) 
solchen Abscheu vor den verübten Greueln wie Gladstone, Lord Rosebery 
oder Asquith, obgleich er den Sultan nicht einen Mörder nennt. Aber er 
hat die Interessen des britischen Reiches und den Weltfrieden zu wahren, 
und das haben die genannten Herren nicht. Nach allem, was wir 
hören, verhindert das auswärtige Amt in St. Petersburg die Möglichkeit, 
daß energische Maßregeln in Konstantinopel getroffen werden können. Wenn 
die selbstsüchtigen Ziele Rußlands die Lösung der vorliegenden Probleme 
künsern und zu neuen Gemetzeln führen, so weiß man, wen die Schuld 
trifft.“ 
Am 6. Oktober finden Entrüstungsversammlungen statt in Rother- 
ham, Middlesbrough, Cheffield, Barnet, New Southgate, Okehampton, 
Bork, Bolton, Oldham, Uxbridge, Kettering, Weston-super-Mare, Saffron 
e Rochester, Wincanton, Reigate, Wigton, West Wycombe und 
akham. 
Am 13. Oktober äußert sich der Schatzkanzler Sir M. Hicks Beach 
über die Lage im Orient: Die Zeit der Versprechungen ist vorüber, es ist 
jetzt die Zeit gekommen, auf wirksamen Reformen unter angemessenen Ga- 
rantien zu bestehen. Wie aber diese Garantien erlangen? England kann 
unmöglich allein vorgehen; wenn es nach Konstantinopel ginge, würde es 
dort eine oder mehrere Mächte vorfinden, die bereit find, eine Landung der 
Engländer zu verhindern. Der Hauptpunkt der gegenwärtigen Lage ist die 
Entschlossenheit Rußlands, in Uebereinstimmung mit Deutschland und 
Oesterreich den status quo in der Türkei aufrecht zu erhalten. Der Grund 
dafür, daß die Mächte die Aufrechterhaltung des status quo wünschen, ist 
lediglich der Wunsch, den Frieden Europas zu erhalten. Die Reformen, 
ohne welche das türkische Reich nicht erhalten werden könnte, anzuraten 
und, wenn nötig, zu erzwingen, das war der Weg, welchen die englische 
Regierung verfolgte. Wir wollten hierbei nichts für den besonderen Vor- 
teil Englands erreichen; wir planen kein einseitiges Vorgehen, wir müssen 
in Uebereinstimmung mit den übrigen Mächten handeln. 
Anf. Oktober. In der Presse und in Klubs wird die über- 
führung Said Khalids von Sansibar nach Dar-es-Salaam (vgl. 
Afrika) als eine feindselige Handlung Deutschlands gegen England 
bezeichnet. Mehrere Blätter, wie der „Spectator“ fordern die 
Erklärung Sansibars zur Kronkolonie. 
Anf. Oktober. Die Presse über die Abreise des Zaren. De- 
menti des „Nord“. 
In der englischen Presse wird vielfach behauptet, Rußland und Eng- 
land hätten sich über ein gemeinsames Vorgehen im Orient geeinigt. Nach 
dem „Daily Chronicle“ hat der Zar auf Lord Salisburys Drängen 
seine Zustimmung zur Absetzung des Sultans gegeben. Zu diesen Behaup- 
tungen bemerkt der russisch-offiziöse „Nord": Alle durch die englischen 
Blätter verbreiteten Meldungen über in Balmoral während des dortigen 
Aufenthalts des russischen Kaisers angeblich stattgehabte, den Orient betref- 
fende Verhandlungen sind absolut falsch. Es hätten über diesen Gegenstand 
zwischen England und Rußland bisher keine besonderen Verhandlungen 
stattgefunden. 
Oktober. Lord Rosebery legt die Führerschaft der liberalen 
Partei nieder wegen politischer Differenzen mit Gladstone. Seine 
politische Abschiedsrede.
	        
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