216 Eraukreith. (Mai 3. -27.)
Im Budget für 1897 werde ferner das Kabinet ein System von Reformen
vorschlagen, das ohne Willkür eine bessere Verteilung der Lasten sichern
solle. Ein besonderes Augenmerk werde die Regierung auf die Hebung der
Landwirtschaft und auf das Heer und die Marine richten, auf denen die
teuersten Hoffnungen des Vaterlandes ruhten. Um das Werk der nationalen
Verteidigung zu vollenden, werde das Kabinet den Vorschlag machen, eine
Kolonialarmee zu begründen, zumal da die Kammer die Vorarbeiten dazu
schon gefördert habe. In wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht seien Vor-
lagen über Regelung der Arbeitszeit, die Verantwortlichkeit bei Unfällen
der Arbeiter, Begründung von Pensionskassen für Arbeiter und ähnliches
beabsichtigt. Also begrenzt, werde das gesetzgeberische Werk des Parlaments
fruchtbare und dauernde Ergebnisse hinterlassen. Méline endet mit der Ver-
sicherung, daß diese weise und feste Politik auch Frankreichs Bündnis nach
außen sichern werde. „Das arbeitende Frankreich ist der Aufregungen, die
ein Ende haben müssen, müde. Entschlossen, dem Wohle des Vaterlandes
zu dienen, hat das Kabinet seine schwierige Aufgabe übernommen.“
3. Mai. Gemeinderatswahlen in ganz Frankreich.
Das Ergebnis ist folgendes: 13 Gemeinderäte haben eine soziali-
stische Mehrheit, 29 eine radikal-sozialistische, 265 eine radikale, 1369 eine
republikanische, 82 eine Mehrheit von ralliierten Monarchisten, 33 eine
Mehrheit von Monarchisten.
Mitte Mai. Verluste im madagassischen Feldzuge.
Aus der vom Kriegsministerium den Blättern zugestellten Mitteilung
über die Verlustliste aus dem madagassischen Feldzuge erhellt, daß 3467
Soldaten der Landarmee und 723 Marinesoldaten infolge von Wunden
oder Krankheiten gestorben sind. Bei den außereuropäischen Truppen, die
als Hilfskorps angeworben waren, ist der Verlust auf 1403 Offiziere und
Mannschaften angegeben. Der Gesamtverlust beträgt demnach 5592 Offi-
ziere und Mannschaften. Rechnet man dazu diejenigen, die später in Spi-
tälern und auf der Rückreise zur See ihren Wunden oder Krankheiten er-
legen find, so gelangt man zu der Höhe von 7000 Menschen.
16. Mai. (Nancy.) Präsident Faure begrüßt die Zarin-
Witwe auf der Durchreise von Nizza nach Rußland.
26./27. Mai. Depeschenwechsel zwischen Faure und dem Zaren
anläßlich des Krönungsfestes in Moskau.
Präsident Faure telegraphiert von Tours aus an den Zaren: „Es
drängt mich, Ihnen die herzlichsten Wünsche auszudrücken, welche ganz
Frankreich für das persönliche Glück Eurer Majestät, sowie für den Ruhm
und das Gedeihen Rußlands erfüllen. Ich lege Ihrer Majestät der Kaiserin
die ehrerbietige Versicherung meiner Hochachtung zu Füßen und bitte Sie,
an meine tiefste Zuneigung zu glauben. Faure."“
Der Zar antwortet:
„Moskau, den 27. Mai, abends.
Die Kaiserin und Ich sind freudig berührt von den Glückwünschen,
welche Sie Uns übersandt haben. Ich war der lebhaften Sympathie Frank-
reichs sicher und berührt es Mich besonders angenehm, Frankreich mit Uns
einig zu wissen in diesen feierlichen Augenblicken. Ich danke Ihnen auf-
richtigst für dieses neue Zeichen, welches Sie Mir hierfür gegeben haben,
und die Gesinnungen, welche Sie Mir persönlich ausdrücke. „
ikolaus.“