232 Erankrei. (Dezember 9.—17.)
9. Dezember. (Deputiertenkammer.) Méline über die
Not der Landwirtschaft und Doppelwährung.
Auf eine Anfrage des Abg. Jourdan erwidert Ministerpräsident
Méline: Die franzöfischen Zölle hätten zwar einen Teil ihrer Wirksamkeit
verloren, machten indessen die Lage der französischen Landwirtschaft immer
noch weniger unglücklich als die der Nachbarländer. Die Ursache des Preis-
sturzes sei nicht die Ueberproduktion in Frankreich, sondern das allgemeine
Sinken des Weltmarktpreises. Nur in den Ländern mit Valutadifferenzen
sei kein Preisrückgang eingetreten. „Was das Heilmittel anbetrifft, so liegt
es auf der Hand, es ist die Rückkehr zu einem Stand der Dinge, wie er
bis zum Jahre 1873 die Sicherheit des Handels verbürgte. Die Wieder-
herstellung eines festen Wertverhältnisses zwischen Silber und Gold. (Zu-
ruf: Das ist eine Chimäre.) Nein, das ist keine Chimäre, denn bis 1873
war es das Gesetz, das die Welt regierte. Aber ich erkenne an, das ist
eine internationale Frage von erster Bedeutung. Wir können fie nicht an-
schneiden ohne Einverständnis mit den verschiedenen Ländern. Ich beschränke
mich namens der Regierung aufs Dringendste, eine internationale Konferenz
herbeizuwünschen, die die Frage löst und wir find alle bereit, einer solchen
die Wege zu ebnen.“
17. Dezember. (Deputiertenkammer.) Kredite für den
Zarenbesuch und Arbeitslose.
Die Kammer nimmt mit 495 gegen 21 Stimmen die Kredite bezüg-
lich der Ausgaben anläßlich der Anwesenheit des Kaisers Nikolaus in Paris
an. Vorher wurde ein von mehreren Sozialisten gestellter Zusatzantrag,
dahingehend, diesen Krediten vier Millionen Franks zur Unterstützung von
““ JKäa Arbeitern hinzuzufügen, mit 346 gegen 136 Stimmen
abgelehnt.