Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zwölfter Jahrgang. 1896. (37)

278 Türkei. (Nov. Ende.) — Fulzarien. (Jan. 3.—Febr. 3.) 
Der Sultan beruft, nachdem er über die Verhandlungen in der fran- 
zösischen Kammer vom 3. November unterrichtet worden ist, den französischen 
Botschafter Cambon zu sich, um ihn über seine Instruktionen zu befragen 
und verspricht die schleunige Prüfung folgender Punkte: 1. Haftentlassung 
aller in den Gefängnissen befindlichen Personen, gegen welche nichts Be- 
lastendes vorliegt. 2. Die Polizei wird Anweisungen erhalten, um zu ver- 
hindern, daß friedliche Armenier verfolgt werden. 3. Unverzügliche Be- 
rufung einer armenischen Nationalversammlung behufs Vornahme der Wahl 
des Patriarchen. 4. Der Oberst Magha Bey, welcher für die Ermordung 
des Pater Salvator verantwortlich ist, wird vor ein Kriegsgericht gestellt. 
5. Der Vali von Diarbekr, welcher besonders als bei den Unruhen beteiligt 
bezeichnet wurde, wird abberufen. 6. Den Valis werden klare Anweisungen 
erteilt zur Unterdrückung neuer Gewaltthätigkeiten. 7. Der Minister des 
öffentlichen Unterrichtes wird für die Ausbesserung der Schäden sorgen, 
welche die katholischen Klöster Kleinasiens während der letzten Unruhen er- 
litten haben. 8. Den Teilen der Bevölkerung, welche hauptsächlich zu leiden 
hatten, wird Hilfe geleistet. 9. Es wird ein Dekret bezüglich der schnellen 
Anwendung der im letzten Jahre für sechs Vilajets Armeniens bewilligten 
Neformen und deren Ausdehnung auf die anderen Provinzen veröffentlicht 
werden. 
Ende November. Es werden in der Hauptstadt und in den 
Provinzen Geldsammlungen für die Bewaffnung und Ausrüstung 
der Truppen veranstaltet. 
2. Bulgarien. 
3. Januar. Das von der Kammer angenommene Budget 
weist an Ausgaben auf 90 957000 Franks, die Einnahmen 91134000 
Franks. 
27. Januar. Verhandlungen des Prinzen Ferdinand mit 
der Kurie (S. 247). 
2. Februar. Prinz Ferdinand teilt dem Zaren den bevor- 
stehenden Glaubenswechsel des Prinzen Boris mit. 
3. Februgar. (Sofia.) Prinz Ferdinand erläßt folgende 
Proklamation an die Nation: 
„Ich erkläre meinem vielgeliebten Volke, daß ich in Erfüllung meines 
den Vertretern der Nation vom Throne aus gegebenen Versprechens alle 
möglichen Anstrengungen gemacht und mit allen meinen Kräften gestrebt 
habe, um die Schwierigkeiten zu beseitigen, welche sich der Erfüllung des 
heißen Wunsches der gesamten Nation, dem Uebertritte des Thronfolgers 
in den Schoß der nationalen Kirche, entgegenstellten. Nachdem ich die 
Pflichten der Rücksicht gegen alle diejenigen, von denen die Behebung dieser 
Schwierigkeiten abhing, erfüllt und meine Hoffnungen scheitern gesehen 
habe, da ich dort, wo ich es erwartete, ein weises Verständnis für das- 
jenige, dessen Bulgarien bedarf, nicht fand, habe ich, treu dem meinem 
vielgeliebten Volke gegebenen eidlichen Versprechen, aus eigener Initiative 
beschlossen, alle Hindernisse zu beseitigen und auf dem Altar des Vater- 
landes dieses schwere und unermeßliche Opfer darzubringen. Ich mache
	        
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