Fulgarien. (Februar 6.—März 26.) 279
somit allen Bulgaren bekannt, daß am 2. Februar (a. St.), dem Tage der
Erscheinung Christi im Tempel, die heilige Taufe des Prinzen-Thronfolgers
Prinzen Boris nach dem Ritus der nationalen orthodoxen Kirche in Tirnowo
stattfinden wird. Möge der König der Könige diesen unseren Schritt segnen
und unser Vaterland und unser Haus per saecula saeculorum schützen!
Gegeben in unserer Hauptstadt Sofia, am 22. Januar (a. St.), im Jahre
des Heils 1896, dem neunten unserer Regierung. gez. Ferdinand.“
6. Februar. Abreise der Gemahlin des Prinzen.
Die „Agence Balcanique" meldet: Da die Aerzte der Prinzessin
Maria Luise, deren Gesundheit seit mehreren Monaten angegriffen ist,
empfohlen haben, sich nach der Riviera zu begeben, wird dieselbe morgen
mit dem Orient-Expreßzug nach Südfrankreich abreisen.
Anf. Februar. Der Herzog von Parma, der Schwiegervater
des Prinzen Ferdinand, protestiert gegen den Glaubenswechsel des
Prinzen Boris.
6. Februar. Prinz Ferdinand erhält folgendes Telegramm
vom Zaren:
„Ich beglückwünsche Ew. Hoheit zu dem mir durch den Brief vom
21. Januar mitgeteilten patriotischen Entschluß. Der Generalmajor Gole-
nistschew-Kutusow wird in meinem Namen der Feier des Uebertrittes zur
Landeskirche beiwohnen und meine Antwort überbringen.“
8. Februar. (Sofia.) Prinz Ferdinand empfängt die Na-
tionalversammlung im Palast.
Auf die Ansprache des Präsidenten, der für den Glaubenswechsel
des Thronfolgers den Dank der Nation ausspricht, erwidert der Prinz: Er
habe für das Heil und das Glück Bulgariens sein eigenes Kind als Unter-
pfand gegeben und darum die Bande seiner Familie gelockert und die Bande,
die ihn an den Occident fesselten, zerrissen. Dagegen fordere er nun von
seinem Volke nicht lärmende Ovationen und gleißnerische Huldigungen,
sondern Ehrfurcht und Vertrauen für seine eigene Person. Er schließt
unter großem Jubel der Anwesenden: „Der Occident hat sein Anathem
über mich ausgesprochen, die Morgenröte des Orients umstrahlt meine
Dynastie und leuchte über unsere Zukunft!"
11. Februar. Der Sultan erkennt den Prinzen Ferdinand
als Fürsten von Bulgarien an. Die feierliche Uberreichung des
Fermans findet am 14. statt; bis zum 19. Februar laufen auch
die Anerkennungsschreiben der übrigen Mächte ein, am letzten von
England.
14. Februar. (Sofia.) übertritt des Thronfolgers Boris
zur griechischen Kirche. Der Zar übernimmt die Patenschaft.
25. Februar. (Sofia.) Das deutsche Generalkonsulat über-
gibt die russischen Geschäfte dem russischen.
26. März. Reise des Fürsten nach Konstantinopel, Peters-
burg, Paris und Berlin. Rückkehr am 9. Mai (vgl. S. 274).