24 Ha Vetsche Reich und seine einzeluen Glieder. (Februar 8.)
lohe-Schillingsfürst gibt folgende Erklärung über die Währungs-
frage ab (vgl. 1895 S. 32, 44, 141, 143):
„Ich habe vor Eintritt in die Tagesordnung das Wort erbeten, um
dem Reichstag auf seine vorjährige Resolution wegen Einberufung einer
Münzkonferenz eine Mitteilung zu machen. Meine Herren, im Verfolg der
von mir in der Sitzung des Reichstages vom 15. Februar v. J. abgegebenen
Erklärung habe ich die Frage der Hebung und Befestigung des Silber-
wertes mit den verbündeten Regierungen in eingehende Erwägung gezogen.
Dabei leitete mich die Ueberzeugung, daß das Schwanken und das starke
Sinken des Silberpreises auch für uns ungeachtet unserer auf der Basis
der Goldwährung befestigten monetairen Situation wirtschaftliche Nachteile
mit sich bringe. Wie der Herr Staatssekretär des Reichs-Schatzamts in der
Reichstagssitzung vom 16. Februar ausführte, kommt in dieser Hinsicht zu-
nächst die empfindliche Schädigung in Betracht, die der deutsche Silber-
bergbau durch den Preisrückgang des Silbers erleidet. Die deutsche Silber-
produktion umfaßt etwa 9 ½% der Silbergewinnung der Erde. Für den
überwiegenden, aus ausländischen Erzen dargestellten Teil dieser Produktion
ist der Preisrückgang nicht von Belang; für den aus inländischen Erzen
gewonnenen Rest bedingt er jedoch eine Wertverminderung, die so erheblich
ist, daß sie die Rentabilität des auf Gewinnung von Silber gerichteten
heimischen Bergbaues in Frage stellt. Dazu tritt die Beeinflussung unseres
Exports nach den Silberländern. Es unterliegt keinem Zweifel, daß der
Verkehr mit diesen Ländern durch das Sinken und die Schwankungen des
Silberwertes erschwert wird, wenngleich die Schwankungen während der
letzten Zeit sich in verhältnismäßig engen Grenzen gehalten haben, und
wenngleich für die Interessenten die Möglichkeit besteht, sich im Wege der
Deckung gegen etwaige Verluste zu sichern. Auch die deutsche Exportindustrie,
soweit sie für Silberländer arbeitet, ist durch jene Valutaverhältnisse in
Mitleidenschaft gezogen. Ich unterschätze die Bedeutung dieser Einwirkung
nicht; man wird sie aber auch nicht zu hoch veranschlagen dürfen. Unser
Export nach den Silberländern beträgt seinem Werte nach nur 3—4 0%
unserer gesamten Ausfuhr und hat sich ungeachtet der im Rückgange des
Silberpreises liegenden hemmenden Momente im ganzen günstig entwickelt.
Die freilich kaum ein völlig umfassendes Bild der Verhältnisse liefernden
Ziffern der Reichsstatistik beweisen dies. Das Sinken der Valuta, wie
solches für die Silberwährungsländer aus dem Rückgang des Silberwertes
folgt, kann aber auch bis zu dem Zeitpunkt, wo eine Ausgleichung durch
entsprechende Erhöhung der Inlandspreise und Löhne sich vollzogen hat,
zur Erleichterung der konkurrierenden Ausfuhr aus jenen Ländern beitragen.
Endlich liegt in der durch den Silberfall herbeigeführten starken Unter-
wertigkeit unserer Silbermünzen eine fortschreitende Deklassierung derselben
zu Kreditgeld. Allerdings glaube ich betonen zu sollen, daß diese metallische
Unterwertigkeit eine Gefährdung unserer Reichswährung nicht darstellt, denn
unser Verkehr ist mit Gold ausreichend gesättigt. Die Noten der Reichs-
bank finden in dem Goldschatze der Bank eine genügende Deckung, und die
Menge des umlaufenden Silbergelds geht nicht über das Maß des Bedarfs
hinaus. Selbst in kritischen Zeiten dürfte dieser Bedarf eine Abnahme
kaum erfahren. Wohl aber erscheint die Gefahr verbrecherischer Nach-
prägung durch die Unterwertigkeit der Stücke näher gerückt. Bis jetzt ist
zwar innerhalb Deutschlands nur in einem Falle aus dem Jahre 1893 eine
derartige qualitativ sehr unvollkommene, quantitativ bedeutungslose Nach-
prägung festgestellt worden. Wenn aber auch die seitherigen Erfahrungen
weitgehende Befürchtungen nicht rechtfertigen, immerhin kann der Preis-