Nebersicht der politischen Entwickelung des Jahres 1896. 331
Strikes, die aber milder als im vorigen Jahre verliefen, jene durch
die Forderungen der Vlamen auf sprachlichem Gebiete.
Der Kongostaat und seine Regierung hatte in diesem Jahre ongo-
viele Angriffe zu erdulden wegen der Hinrichtung des Händlers «
Stokes, der Freisprechung seines Henkers Lothaire und vieler Greuel-
thaten gegen Eingeborene. Der Erfolg war die Einrichtung einer
Schutzbehörde für die Eingeborenen. Von der Kongpeisenbahn ist
die Hälfte eröffnet; voraussichtlich wird es gelingen, mit der von
Belgien bewilligten letzten Unterstützung von 15 Millionen die
noch unfertige Strecke ebenfalls zu vollenden. Für das laufende
Jahr bereitet der Kongostaat eine große Expedition gegen den
Sudan vor; anscheinend in Uebereinstimmung mit der egyptischen
Armee sollen kongostaatliche Truppen die Derwische angreifen und
bis zum Nil vordringen, um wo möglich dort einen Hafen in Besitz
zu nehmen.
In den Niederlanden war das wichtigste Ereignis der Erlaß Nieder-
eines neuen Wahlgesetzes, das zwar nicht das allgemeine Wahlrecht lande-
enthält, aber die Zahl der Wähler beträchtlich erhöht. Das Jahr
1897 wird zeigen, wie infolgedessen die Zusammensetzung der Par-
teien und der Kammer geändert wird. In den Kolonien hatte der
Abfall des bisherigen Bundesgenossen Tuku Umars in Atjeh (Sumatra)
einen großen Aufstand zur Folge, der zwar sofort energisch bekämpft
wurde, aber noch nicht völlig niedergeschlagen worden ist.
Auf der Skandinavischen Halbinsel war der Bruderkrieg Schwe-
zwischen Schweden und Norwegen weniger heftig als in früheren Nor-
Jahren, da man einstweilen die Beendigung der Arbeiten der wegen.
Unionskommission abwartet. Selbst die norwegischen Radikalen
milderten ihre Kampflust und bewilligten die wiederholt abgelehnten
Kosten für das diplomatische Budget. Sie machten nur einen
Vorstoß gegen die Union, indem sie beschlossen, eine rein norwegische
Flagge einzuführen, wogegen der König freilich sein Veto einlegte.
Der von Schweden gekündigte Handelsvertrag wurde nicht wieder
erneuert; nach Ablauf des gegenwärtig geltenden (im Juli) werden
daher die beiden politisch eng verbündeten Reiche, falls keine neue
Abmachung zu stande kommt, einander wirtschaftlich wie fremde
Staaten gegenüberstehen. — In Schweden haben die Wahlen die