Das Penische Reih und seine einzelnen Glieder. (April 7. —18.) 55
möge es auch dem Hinterlande beistehen nach außen hin, sich selbst zu er-
halten und zu fördern. Da kommt bei mir der Landwirt zur Sprache,
ohne daß ich gerade ein leidenschaftlicher Agrarier wäre (Heiterkeit), aber
ohne Berechtigung sind die Leute nicht. Ich bitte Sie also, nachdem Sie
mich hier begrüßt haben, mit mir meinem nachbarlichen Wohlwollen und
meinen freundlichen Gefühlen für Hamburg Ausdruck zu geben: Die Stadt
Hamburg und ihre Regenten, sie leben hoch!"“
7.8. April. (Sachsen.) Landesversammlung der sozial-
demokratischen Partei Sachsens in Dresden.
Die Verhandlungen drehen sich fast ausschließlich um die Wahl-
rechtsfrage. Ein Teil, geführt von Abg. Dr. Schönlank, verlangt an-
gesichts des neuen Wahlgesetzes Niederlegung der Mandate, die Berliner
Parteileitung unterstützt den Antrag; er wird indessen nach heftiger Dis-
kussion mit großer Majorität abgelehnt. Zur Opposition gehören vor-
Leinin die Leipziger, zur Majorität die Dresdener und Chemnitzer Partei-
genossen.
12. April. (Neunkirchen.) Abg. v. Stumm über die
Christlich-Sozialen. Fehde mit den Geistlichen des Saargebiets
(vgl. 28. Februar).
Abg. Frhr. v. Stumm-Halberg legt in einer Wählerversammlung
seine Stellung zur christlich-sozialen Partei dar, die er in ihren Führern
Naumann, Kötschke, Weber und Stöcker für gefährlicher hält als die Sozial-
demokratie; wenn es dem Kirchenregiment nicht gelinge, dieser antimonar-
chischen und antichristlichen Bewegung Herr zu werden, so gehe die Landes-
kirche zu Grunde. Auch der Kaiser teile laut einem dem Redner bekannten
Telegramm diese Ansicht.
Diese Rede wird in der Oeffentlichkeit lebhaft diskutiert, die Pastoren
des Saarreviers verteidigen sich in einer Broschüre: „Frhr. v. Stumm-
Halberg und die evangelischen Geistlichen im Saargebiet.“ Göttingen,
Vandenhoek und Ruprecht. Die mittelparteiliche Presse tritt Herrn v. Stumm
bei, gegen ihn wenden sich die „Tägl. Rundschau“, „Frankf. Ztg.“,
„Staatsbürger Ztg.“
14. April. (Preußen.) Das Abgeordnetenhaus lehnt
einen Antrag Johannsen, in den Schulen Nordschleswigs den
dänischen Unterricht einzuführen, ab.
15./18. April. (Preuß. Abgeordnetenhaus.) Zweite
Beratung des Lehrerbesoldungsgesetzes (vgl. S. 18).
Der Entwurf ist in der Kommission wenig verändert; der am meisten
angefeindete Punkt, daß den Gemeinden nur für 25 Schulstellen staatlicher-
seits Zuschüsse geleistet werden, ist bestehen geblieben, jedoch ist eine Be-
stimmung aufgenommen worden, welcher auch der Finanzminister zugestimmt
hat, daß für diejenigen Gemeinden oder Schulverbände, für welche durch
die Entziehung der bisherigen Staatszuschüsse eine erhebliche Erhöhung der
Volksschullasten eintritt, jährlich ein Beitrag von 1250000 durch könig-
liche Verordnung zur Verwendung gelangen soll; außerdem erhöhte die
Kommission den aus der Staatskasse an den Schulverband zu gewährenden
Zuschuß für die einzelne Lehrerstelle von 267 auf 270 In der Debatte
wird die Bestimmung über die staatlichen Zuschüsse für die Gemeinden von
den Nationalliberalen und Freisinnigen heftig angegriffen, ihre Gegen-