78 JNaes Pentsche Reich und seine einzelnen GSlieder. (Mai 28. — Juni 5.)
28./29. Mai. (Stuttgart.) Tagung des 7. Evangelisch-
sozialen Kongresses.
Der Kongreß spricht in einer Resolution dem ausgeschiedenen Hof-
prediger a. D. Stöcker seine Anerkennung für seine Verdienste um die Be-
strebungen des Kongresses aus und hofft auf eine weitere Gemeinschaft
evangelisch-sozialen Wirkens. — Folgende Referate werden gehalten: Prof.
v. Soden und Pfarrer Planck, die soziale Wirksamkeit des im Amt
stehenden Geistlichen; Dr. Rathgen, die soziale Bedeutung des Handels;
Prof. Delbrück, die Arbeitslosigkeit und das Recht auf Arbeit. Den
Wortlaut der Referate und ein Auszug aus den Diskussionen s. im „Be-
richt über die Verhandlungen des 7. evangelisch-sozialen Kongresses.“ (Ber-
lin, Wiegandt), den Delbrück'schen Vortrag außerdem „Preuß. Jahrbücher“
Bd. 85 S. 80.
2. Juni. (Godesberg.) Der Afrikareisende Gerhard Rohlfs,
65 Jahre alt, l.
2. Juni. (Reichstag.) Erste Beratung des Nachtragsetats
für Neu-Guinea.
Auf der Tagesordnung steht die erste Beratung des Entwurfs eines
Nachtragsetats für 1896.97, welcher Nachforderungen enthält wegen Ueber-
nahme des Schutzgebietes von Neu-Guinea in die Reichsverwaltung. Abg.
Hasse (nl.) tadelt den Vertrag, der mit der Neu-Guineagesellschaft behufs
Uebernahme des Schutzgebietes durch das Reich abgeschlossen werden soll,
weil er für die Gesellschaft ein Monopol für 75 Jahre enthalte. Abg.
Barth (fri. Vg.) gegen die Vorlage, weil der Vertrag das Reich einmal
zur Uebernahme der ganzen Kolonie nötigen könne. Gegen den Vertrag
erklären sich die meisten Redner. Die Abgg. Graf Arnim (RU.), Graf
Limburg-Stirum (kons.) und Bachem (3.) wollen die Entscheidung bis
zum Herbst vertagen. Die Vorlage wird der Budgetkommission überwiesen.
3. Juni. Der Reichstag genehmigt einen von einer Kom-
mission aus Anlaß freisinniger und sozialdemokratischer Anträge
ausgearbeiteten Gesetzentwurf, betr. die Einführung eines allge-
meinen Vereins= und Versammlungsgesetzes.
3. Juni. (Darmstadt.) Ablehnung der direkten Landtags-
wahlen.
Die Zweite Kammer, welche am 20. Februar mit 23 gegen 20
Stimmen den Antrag Wasserburg auf Einführung direkter Landtagswahlen
angenommen hatte, schließt sich mit 20 gegen 12 Stimmen dem ablehnenden
Beschlusse der Ersten Kammer in betreff dieses Antrages an. Der Antrag
Wasserburg ist somit von beiden Kammern abgelehnt.
5.66. Juni. (Reichstag.) Annahme des Börsengesetzes in
dritter Beratung.
Abg. Gamp (RP.) erklärt die Angriffe auf die Vorlage aus kauf-
männischen Kreisen für unberechtigt. Die kaufmännische Ehre werde nicht
angetastet. Abg. Frese (fr. Bg.): Das Gesetz habe seinen Ursprung in
Mangel an objektiver Auffassung kaufmännischer Geschäfte. Abg. Singer
(Soz.): Den Sozialdemokraten mache das Verbot des Terminhandels im
Getreide die Vorlage unannehmbar, weil dieses den Getreidepreis steigern