80 Jas Veutsche Keich und seine einzelnen Glieder. (Juni 8.—9.)
Hasse, der das Detailreisen gestattet und ein Verbot durch die Landes-
regierungen nur mit Zustimmung des Bundesrates erlaubt. Abg. Prinz
Hohenlohe-Schillingsfürst (wild) gegen das Verbot des Detailreisens.
Die Beratung wird fortgesetzt bis zum 12. Juni, am 22. wird das Gesetz
mit 163 gegen 57 Stimmen angenommen. Die Minderheit bilden die
Sozialdemokraten, Freisinnigen und einige Nationalliberale.
8.|16. Juni. Die lnstitution of Naval Architects hält ihre
Jahresversammlung in Hamburg und auf Einladung des Kaisers
in Berlin ab.
Die Gesellschaft, der außer Engländern zahlreiche Mitglieder aus
allen seefahrttreibenden Nationen angehören, wird sehr gefeiert, u. a. erhält
sie vom Kaiser eine Einladung nach Potsdam zum großen Zapfenstreich,
Bei einem Festessen (13. Juni) sendet sie eine Huldigungsdepesche an den
Kaiser ab und erhält folgende Antwort: „Indem Ich Ihnen für Ihr
freundliches Telegramm wärmstens danke, bitte Ich Eure Lordschaft, den
Schiffsingenieuren Meinen Dank und den herzlichsten Willkommen in Meiner
Residenz zu übermitteln. Ich hoffe, daß der herzliche Empfang, den Sie
hier gefunden haben, die Wahrheit des Sprichworts „Blut ist stärker als
Wasser“ („that blood is thicker than water“) bestätigt hat. Es wird
vielleicht den Chefkonstrukteur Ihrer Majestät Marine interessieren, zu er-
fahren, daß Meine Rennyacht „Meteor“" heute zufolge ihres feinen Baues
die „Britannia“ um 25 Minuten auf einer Distanz von 42 Meilen wiederum
geschlagen hat. Wilhelm. I. R.“
9. Juni. (Potsdam.) Toast des Kaisers auf den Zaren.
Der Kaiser empfängt eine vom Zaren abgesandte Deputation des
Petersburger Grenadierregiments König Friedrich Wilhelms III., welche
die Glückwünsche zur 25jährigen Wiederkehr des Tages aussprach, an
welchem dem Kaiser als Prinzen Wilhelm die Uniform dieses Regiments
verliehen ward. Der Kaiser knüpft bei der Abendtafel an diese Beglück-
wünschung an und bringt auf das Wohl des Kaisers von Rußland folgen-
den Toast aus: „Mein verehrter Herr General! Es sind jetzt 25 Jahr,
als an einem schönen warmen Junitage Seine Majestät der Allerhöchstselige
Kaiser Alexander II. auf seiner Durchreise durch Berlin Meinen Herrn
Vater, Meinen Bruder und Mich bei sich empfing. Das Deutsche Reich
war eben entstanden und die schweren Verluste, die der Tod in die Reihen
so vieler bekannter Offiziere der Garde gerissen hatte, hatten auch das Herz
Seiner Majestät des Kaisers Alexander II. aufs tiefste erschüttert. In
gnädigen Worten Meinen Herrn Vater anredend, verlieh Er Mir die
Uniform dieses Regiments mit folgenden Worten: „Comme signe de mon
affection pour mon oncle Guillaume, pour Toi et ta famille et Comme
Preuve de mon attachement et mon amour inaltérable pour votre armée
et pour la Garde.“ Diese Worte sind Mir unauslöschlich in Meinem
Herzen geblieben, und Ich blicke mit Stolz und Dankbarkeit auf jene Zeit
zurück. Se. Majestät der jetzt regierende Kaiser hatte die Gnade gehabt,
bei seiner Thronbesteigung dieses Regiment nunmehr unter die Zahl der
Leib-Garderegimenter aufzunehmen und Mir am heutigen Tage ein außer-
ordentlich gnädiges und freundliches Telegramm zu schicken des Inhalts,
daß Er seine Glückwünsche denen der Deputation des Regiments hinzufüge
und daß Er zu gleicher Zeit befohlen habe, Meinen ältesten Sohn à la suite
des Regiments zu stellen. Indem Ich für diese neue Auszeichnung danke
und Ihnen Meine Freude ausspreche, Sie hier im Auftrage des Zaren bei