Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Mai 6.) 117
Arbeit beeinträchtigt sieht, mehr und mehr zu mildern, dem Gewerbefleiße,
dem Handel und der Schiffahrt den Boden friedlichen Schaffens zu sichern
und zu erweitern. Damit glaube Ich zugleich in wirksamster Weise für
die Erwerbsgelegenheit der arbeitenden Klassen und für ihre zunehmende
Wohlfahrt zu sorgen. Ich weiß Mich eins mit dem deutschen Volke, welches
entschlossen ist, die verbündeten Regierungen in der Erreichung dieses Zieles
zu unterstützen und die Grundlagen unseres staatlichen, kirchlichen und
bürgerlichen Lebens zu erhalten. In dieser festen Zuversicht hoffe Ich zu
Gott, daß es Mir beschieden sein wird, die innere Kraft unseres Vater-
landes zu stärken und das Ansehen seines Namens unter den Völkern der
Erde zu erhalten. Indem Ich Sie, geehrte Herren, entlasse, ist es Mir
ein aufrichtiges Herzensbedürfnis, Ihnen für die verständnisvolle Bereit-
willigkeit, mit der Sie der Lösung bedeutsamer Aufgaben Ihre Mitwirkung
geliehen haben, zugleich im Namen der verbündeten Regierungen Meinen
Kaiserlichen Dank zu sagen.
Resultate der Reichstagssession.
Folgende Gesetze sind vom Reichstage und Bundesrate angenommen
worden:
Gesetz über die Kontrolle des Landeshaushaltsetats von Elsaß-Loth-
ringen und des Haushalts über die Schutzgebiete. Vom 22. Januar 1898.
(Nr 2 des Reichs-Gesetzblattes.) — Aufhebung der Kautionspflicht der
Reichsbeamten. Vom 20. Februar. (6.) — Freundschafts- und Handels-
vertrag mit dem Oranje-Freistaat. Vom 28. März 1897. (11.) — Fest-
stellung des Reichshaushaltsetats. Vom 31. März. (12.) — Anderweite
Festsetzung des Gesamtkontingents der Brennereien. Vom 4. April. (13.) —
Ergänzung der Gesetze betr. den Postdampfschiffsverkehr mit überseeischen
Ländern. Vom 13. April. (14.) — Gesetz über die deutsche Flotte. Vom
10. April. (15.) — Handelsbeziehungen zu Großbritannien. Vom 11. Mai.
(19.) — Feststellung eines Nachtrags zum Reichsetat für 1898. Vom
17. Mai. (20.) — Entschädigung der im Wiederaufnahmeverfahren frei-
gesprochenen Personen. Vom 20. Mai. (22.) — Abänderung des Gesetzes
über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden. Vom
24. Mai. (27.) — Gesetz über die elektrischen Maßeinheiten. Vom 1. Mai.
(26.) — Verkehr mit künstlichen Süßstoffen. Vom 6. Juli. (31.)
6. Mai. (Berlin.) Der Kaiser gibt den Mitgliedern des
Reichstags und Bundesrats ein Diner und hält dabei folgende
Rede:
Es ist Mir ein tiefempfundenes Bedürfnis, ehe Sie scheiden, Ihnen
nächst dem Danke des Kaisers, den Ich Ihnen heute abgestattet habe, auch
den Dank des Sohnes und vor allen Dingen Meiner kaiserlichen verwit-
weten Mutter auszusprechen für den schönen Entschluß, für die Gabe, die
Sie Uns entgegengebracht haben, für das Denkmal Meines hochseligen Herrn
Vaters. Sie haben Uns dadurch in die Lage gesetzt, Mir die Aufgabe zu
erleichtern, Sohnespflichten zu erfüllen und Meiner Mutter die Freude zu
bereiten, Ihr Kunstverständnis in der Ausführung dieses schönen Werkes
zu bethätigen. Ich habe die Ueberzeugung, daß, wenn Sie nun heimgehen,
ein jeglicher zu seinem Herde und zu Ihrer verschiedenen Hantierung, die
Herren alle dessen gewiß sein werden, daß Meine Räte und Ich redlich be-
müht sind, auf den Bahnen weiterzuwandeln, die uns der große Kaiser
vorgeschrieben hat, dessen heheres Antlitz nunmehr seit kurzem zu diesem
Saale hereinblickt. Ich kann Ihnen auf Ihrer Heimreise nur den einen
Wunsch und die eine Bitte mitgeben, aus eigener Erfahrung gegründet,