158 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (September 5. 6.)
Ich bin aufrichtig erfreut, meine Glückwünsche aussprechen zu können
zu dem herrlichen Siege von Omdurman, der endlich des armen Gordons
Tod rächt. — Der Kaiser teilt ferner den in Hannover zum Gottesdienst
versammelten Truppen die Nachricht von der Schlacht bei Omdurman mit
und bringt ein Hoch auf die Königin von England aus.
5. September. (Minden.) Der Keiser richtet auf dem
Paradefestmahl folgenden Trinkspruch an den kommandierenden
General des 7. Armeekorps:
Euere Excellenz haben Mir heute Westfalens kampferprobte Söhne
in vortrefflicher Verfassung vorgeführt, und ebenso haben in den Reihen
Ihrer Regimenter die Söhne Bückeburgs in herrlicher Weise sich gezeigt.
Nicht zum mindesten auch dient zur Unterstützung und Hebung des ge-
samten militärischen Bildes die Anwesenheit der alten, braven, einstigen
Division Fransecki. Ich danke Ihnen für die vortreffliche Haltung, in der
Sie Mir die Truppen vorgeführt haben; ein erhebender Anblick für den
Kriegsherrn, ein beruhigender Anblick für den Landesherrn. Ich glaube,
mit gutem Gewissen das Ihnen ausgesprochene Lob vertreten zu können,
zumal in Meinem zehnten Regierungsjahre, und ich glaube, wir können
getrost uns sagen, daß der hohe Herr, dessen weithin schauendes Denkmal
auch heute über den Platz hingeblicht hat, von oben herab zufrieden zu-
geschaut hat zu dem, was seine kampfestreuen Westfalen heute geleistet
haben. Ich glaube, der Ueberzeugung Raum geben zu dürfen, daß das
7. Armeekorps am heutigen Tage nicht ein Haar schlechter ist, wie Ich es
von Sr. Majestät Meinem höchstseligen Herrn Großvater übernommen habe.
Ich hege die feste Zuversicht, daß die ruhmreiche Tradition und die glor-
reiche Geschichte, die sich an die Fahnen und Namen der heute in Parade
gestandenen Regimenter knüpft, dieselben auch in Zukunft, sei es im Krieg,
sei es im Frieden, dazu anfeuern wird, stets ihrer Namen und ihrer Ge-
schichte eingedenk zu sein und, ihrem Fahneneid treu, ihr Gelübde zu er-
füllen, wie sie es bisher gethan haben. Ich trinke auf das Wohl der heute
in Parade gestandenen Regimenter des 7. Armeekorps und der Division
Fransecki. Hurra! hurra! hurra!
6. September. (Öynhausen.) Der Kaeiser bringt einen
Trinkspruch auf die Provinz Westfalen aus. Ankündigung eines
Gesetzes zum Schutze der Arbeitswilligen. (Vgl. 1897 S. 103.)
Der Toast lautet: Umgeben von Erinnerungen Meiner Jugend, noch
unter dem Eindruck des Jubels des schönen Festes an der Porta, freue Ich
Mich, Meine treuen Westfalen am heutigen Tage an Meiner Tafel zu be-
grüßen. Bei den nahen Beziehungen der Provinz zu Meinem Hause ist
es stets für Mich eine Freude, wenn Ich mit den Westfalen zusammen-
kommen kann, und doppelt freudig begrüße Ich Sie am heutigen Tage,
der in das 250. Jahr fällt, da dieses schöne Land an das Haus Branden-
burg und Hohenzollern fiel. Die Geschichte hat gezeigt, daß eine hervor-
ragende Tugend der Westfalen die eiserne, unentwegt festhaltende Treue ist.
die sie bewiesen haben in ihren Regimentern auf dem Schlachtfelde, die sie
bewiesen haben in guten und in bösen Tagen, zu Meinem Hause. Ich
begrüße Sie daher von ganzem Herzen. Von den Arbeiten, denen Ich als
König und Landesherr in Meinem schweren Berufe obliegen muß, ist der-
jenige Teil, der die Provinz Westfalen betrifft, immer für Mich eine Freude,
denn in ihren Grenzen sind in gleicher Weise, gleich mächtig, gleichwertig