162 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (September 13.—27.)
sittlichen Ordnung treu zu Eurer Majestät stehen. In unverbrüchlichem
Vertrauen auf Eurer Majestät Kraft und Weisheit werden wir alle die-
jenigen Maßnahmen nachdrücklichst fördern und unterstützen, welche Eure
Majestät zur Unterdrückung der verbrecherischen Ziele eines gewissenlosen
Fanatismus und der Aufrechterhaltung der bedrohten Autorität des Staates
für gut erachten werden. In tiefster Ehrfurcht verharren Zentralverband
deutscher Industrieller, Verein deutscher Eisenhüttenleute, Bergbaulicher
Verein für den Oberbergamtsbezirk Dortmund, Verein für die wirtschaft-
lichen Interessen Rheinlands und Westfalens. Im Auftrage. von Haßler.
Servaes. Lueg. Jencke.
Die Antwort lautet: Se. Majestät der Kaiser und König lassen den
dort versammelten Vertretern der deutschen Industrie für die Allerhöchst
Ihnen aus Anlaß des grausigen Verbrechens in Genf gewidmete Kund-
gebung treuer Anhänglichkeit aufrichtig danken. Auf Allerhöchsten Befehl
von Lucanus, Geheimer Kabinettsrat.
13. September. (Posen.) Tagung des Deutschen Juristen-
tages. Die Versammlung spricht sich u. a. gegen die Deportation
von Verbrechern in die Kolonien aus.
20. September. (Berlin.) Der Dichter Th. Fontane f.
23. September. (Stettin.) Der Kaiser nimmt teil an der
Einweihung des neuen Seehafens und erwidert auf die Ansprache
des Oberbürgermeisters:
Ich spreche Ihnen von ganzem Herzen Meinen wärmsten Glück-
wunsch aus zu dem nunmehr vollendeten Werke. Sie haben dasselbe in
frischem Wagemut angefangen; Sie konnten es aber nur anfangen dank
der Fürsorge Meines hochseligen Herrn Großvaters, des großen Kaisers,
der den eisernen Gürtel um Stettin fallen ließ. Mit dem Moment. wo
sich die Stadt, dieser königlichen Erlaubnis entsprechend, entwickeln konnte,
mit dem Moment konnte sie auch die größeren und weiteren Gesichtspunkte
ins Auge fassen, und sie hat nicht gezögert, es zu thun. Mit echter pom-
mer'scher Rücksichtslosigkeit und Starrköpfigkeit ist es Ihnen gelungen. Das
freut Mich, denn Ich sehe, daß der alte pommersche Geist in Ihnen lebendig
geblieben ist und Sie vom Lande auf das Wasser getrieben hat. Unsere
Zukunft liegt auf dem Wasser, und Ich bin fest überzeugt, daß das Werk,
welches Sie speziell, Herr Oberbürgermeister, mit weitschauendem Blick und
nie rastender Mühe so kräftig befördert haben, noch nach Jahrhunderten
von den dankbaren Bürgern der Stadt Stettin mit Ihrem Namen in Ver-
bindung gebracht und dankend anerkannt werden wird. Als Landesherr
aber und als König spreche Ich meinen Dank aus, daß Sie Stettin bis
zu dieser Blüte emporgebracht haben, und Ich hoffe und erwarte, Ich
möchte fast sagen, Ich verlange, daß die Stadt nun auch weiter in diesem
Tempo sich entwickeln möge, und daß Ihr Blick nie getrübt durch Partei-
ungen, stets auf das Große gerichtet, sie zu einer Höhe führen möge, wie
wir es noch gar nicht ahnen können. Das ist mein Wunsch.
26./27. September. (Darmstadt.) Delegiertentag der national-
sozialen Partei.
Es wird u. a. beschlossen, den Zentralvorstand von Leipzig nach
Berlin zu verlegen. Pfarrer Naumann sagt über den Abrüstungsvor-
schlag des Zaren: Ihm als Christen, dem es um die Erhaltung des Frie-
dens zu thun sei, erscheine der Weg als der humanere, welcher den relativ