206 Jie Geserreichisc= Angerisee Monarchie. (März 31. April 1.)
31. März. (Wien.) Abgeordnetenhaus. Der Finanzminister
Dr. Kaizl legt das Budget für 1898 vor.
Dasselbe schließt mit einem Erfordernis von 717 946 604 Fl. und
mit einer Deckung von 722271 982 Fl. ab, ergibt somit einen Ueberschuß
von 4 325 378 Fl., während der Ueberschuß nach dem Voranschlag des
Finanzministers von Bilinski 3979 455 Fl. betragen hatte. Unter den
Aenderungen sind hervorzuheben: die Erhöhung des Ordinariums des
Staatsbahnbetriebes um 2 103 700 Fl. behufs Schonung des Personals und
die Aufnahme von 2 000 000 Fl. in den Junvestitionsvoranschlag behufs
Erhöhung der Verkehrssicherheit. Dagegen werden die Einnahmen des
Staatsbahnbetriebes um 2 064 200 Fl. erhöht. Bei der Staatsschuld wird
die Einnahme aus der Kaufschillingseinzahlung für die Südbahn um
503 900 Fl. höher veranschlagt.
Ende März. (Ungarn.) Unruhen unter den Landarbeitern
im Torontaler Komitat. Es wird Militär aufgeboten; mehrere
Personen werden getötet.
1. April. (Wien.) Der Kaiser richtet folgendes Hand-
schreiben an den Thronfolger, Erzherzog Ferdinand:
Lieber Herr Neffe! Mit wahrer Freude und Beruhigung erfüllt es
mich, Ew. Liebden nach langer Schonung Ihrer Gesundheit wieder voll-
ständig gekräftigt zu wissen, daher auch den Moment gekommen zu sehen,
Ew. Liebden Ihrer militärischen Thätigkeit wieder zuführen zu können.
Ich stelle Ew. Liebden hiermit zur Disposition meines Oberbefehls. Nicht
eingeengt durch die Anforderungen eines bestimmten Kommandopostens
werden Ew. Liebden von nun ab Gelegenheit finden, die Führung ver-
schiedener Heereskörper bei großen Waffenübungen zeitweilig zu übernehmen,
dem gesamten Heerwesen von einem höheren Standpunkte aus näher zu
treten, überhaupt aber jenen richtigen Einblick in die Verhältnisse der
Heeresmacht zu Lande wie zur See zu gewinnen, welcher dem allgemeinen
Wohl dereinst zum Besten gereichen soll. Hinsichtlich der Schaffung des
militärischen Stabes und der Ew. Liebden Thätigkeit regelnden Details
erlasse ich meine besonderen Weisungen.
Anf. April. Entwurf zur Verstärkung der ungarischen
Marine.
Der Marinekommandant Baron Spaun legt dem gemeinsamen
Ministerrat einen Plan vor, wonach die Kriegsmarine auf folgenden Stand
gebracht werden soll: 15 Schlachtschiffe von 6000—9000 t Deplacement,
7 Kreuzer 2. Klasse von 4000— 7000 t, 7 Kreuzer 3. Klasse von 1500 bis
2500 t, 15 Torpedofahrzeuge von 360 —600 t, 90 Torpedoboote von 360
bis 600 t. Die Donauflottille soll um 3 Monitors und 6 Patrouilleschiffe
vermehrt werden. Der Kostenaufwand ist auf 55 Millionen Gulden ver-
anschlagt und soll auf zehn Jahre verteilt werden. Außerdem soll das
ordentliche Marinebudget um jährlich 500 000 Gulden erhöht werden zur
Bestreitung der Erfordernisse für die notwendige Vermehrung der Stäbe
und der Mannschaftsbestände. Die Schiffe sollen auf inländischen Werften
gebaut werden, ebenso sollen die Geschütze, mit Ausnahme von einigen
schweren, im Inlande hergestellt werden.
Infolge der Opposition des ungarischen Finanzministers lehnt der
Ministerrat den Entwurf ab.