Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierzehnter Jahrgang. 1898. (39)

240 Spanien. (April.) 
worden find, welche mit Unterstützungen und Zukunftsplänen von den be- 
nachbarten Küsten aus dort gelandet sind, um das Feuer der Insurrektion 
auf dieser unglücklichen, aus so vielen Wunden blutenden Insel zu schüren. 
Wenn die Regierung der Vereinigten Staaten dieser blindwütigen Strömung 
nachgeben sollte, dann würden jene Drohungen und Beleidigungen, welche 
wir bis jetzt, weil sie nicht der Ausdruck der wahren Gefinnung der ameri- 
kanischen Bevölkerung sind, in Gleichmut hinnehmen konnten, sich in un- 
erträgliche Herausforderung umwandeln und behufs Verteidigung der natio- 
nalen Würde Meine Regierung dazu zwingen, die Beziehungen zur ameri- 
kanischen Regierung abzubrechen. In diesem kritischen Augenblick hat die 
erhabene Stimme desjenigen, der auf Erden die Gerechtigkeit Gottes ver- 
körpert, Ratschläge voll Friedensliebe und Weisheit gegeben, die Meine 
Regierung unschwer befolgen konnte im Bewußtsein ihres Rechts und ihrer 
Pflichterfüllung. Wenn Spanien dem Heiligen Vater für seine Inter- 
vention zu gunsten des Friedens in diesen kritischen Augenblicken Dank 
schuldet, so ist es auch den europäischen Großmächten dafür verpflichtet, 
daß sie in ihrem freundschaftlichen Verhalten und in ihren selbstlosen Rat- 
schlägen unsere Ueberzeugung befestigten, daß die Sache Spaniens die all- 
gemeinsten Sympathien und seine Haltung die einstimmige Billigung finden. 
Es ist jedoch möglich, daß das Attentat sich verwirklicht und daß weder 
die Heiligkeit unseres Rechts, noch die Mäßigung in unserem Verhalten, 
noch der ausdrückliche, in voller Freiheit kundgegebene Wille des cubanischen 
Volkes dazu dienen werden, die gegen das spanische Vaterland entfesselten 
Leidenschaften des Hasses in Schranken zu halten. Ich habe daher für den 
Fall, daß dieser hochernste Augenblick eintritt, wo Recht und Gerechtigkeit 
keinen anderen Schutz finden, als den Mut der Spanier und die herkömm- 
liche Thatkraft unseres Volkes, die Einberufung der Cortes beschleunigt, 
deren letzte Entscheidung ohne Zweifel den unerschütterlichen Entschluß 
Meiner Regierung sanktionieren wird, unsere Rechte zu verteidigen. Wie 
groß auch das Opfer sein mag, welches dafür gefordert wird, Ich werde 
Mich mit der Nation identifizieren und Meine Pflichten erfüllen, die er- 
füllen zu wollen Ich beim Antritt der Regentschaft geschworen habe. Mein 
Mutterherz vertraut darauf, daß das spanische Volk sich um den Thron 
Meines Sohnes scharen und ihn mit unüberwindlicher Gewalt stützen wird, 
bis die Zeit kommt, wo es Meinem Sohn vergönnt ist, persönlich die Ehre 
der Nation und die Integrität des vaterländischen Gebiets zu verteidigen. 
Zu diesen schwerwiegenden Vorgängen, die ihre Aufmerksamkeit jetzt über 
das Meer nach Westen lenken, gesellt sich in diesem Augenblick noch der 
Zustand auf den Besitzungen im fernen Osten. Die Philippinen, deren 
Unterthanentreue durch eine ernste, aber glücklich niedergeschlagene Erhebung 
auf die Probe gestellt worden ist, leiden noch unter den Folgen dieser tief- 
gehenden Bewegung; um diese zur Ruhe zu bringen, um die Ursache des 
Uebels zu beseitigen, wird die Regierung Ihnen wichtige Vorlagen machen. 
So trübe und dunkel die Zukunft sich auch darstellt, die Schwierigkeiten, 
die uns umgeben, werden nicht größer sein als die Kraft und die Energie 
des Landes, um sie mit einer Land= und Seestreitmacht zu besiegen, deren 
ruhmreiche Traditionen ihren Mut stählen. Mit der gegenüber einem An- 
griff von außen einigen und geschlossenen Nation und mit der Hilfe Gottes, 
der unseren Vorfahren in den großen Krisen unserer Geschichte jederzeit 
den Weg zeigte, werden wir auch ebenso ehrenvoll diejenige bestehen, die 
man ohne Grund und ohne Gerechtigkeit gegen uns heraufzubeschwören versucht. 
April. Die Führer der Konservativen und der Republikaner 
versprechen der Regierung ihre Unterstützung während des Krieges.
	        
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