244 Spanien. (Mai 3. -11.)
Parlament nicht erwidern, wenn es das Ansehen und die Achtung, die es
überall in der Welt genieße, bewahren wolle. Man greife Spanien nicht
unbestraft an und werde bald sehen, daß die spanische Flagge an keinem
Punkte des spanischen Gebietes beleidigt werden könne. Der Ministerpräsi-
dent Sagasta erklärt in Erwiderung auf eine Anfrage von Romero Rob-
ledo, es bestehe keine Krise. Die Regierung sei niemals einiger gewesen
als jetzt, und werde dies auch weiter sein zur Wahrung der großen Inter-
essen des Vaterlandes. Die Regierung (fährt Sagasta fort) habe nicht an
die Suspension konstitutioneller Garantien gedacht, wenn eine solche aber
notwendig werden sollte, würde sie diese, ohne zu zögern, zur Ausführung
bringen. Die Regierung denke auch nicht an eine Beschränkung der Tagung
des Parlaments. Die Regierung habe alles gethan, um den Krieg zu ver-
meiden, aber die unerhörten Beschimpfungen, welche gegen Spanien ge-
schleudert worden sind, und die Drohungen der Vereinigten Staaten haben
den Krieg unvermeidlich gemacht, und Spanien geht in den Krieg voll
Vertrauen auf seine eigene Kraft!
Sodann legt der Finanzminister das Budget vor. Es find danach
die Ausgaben mit 865000000 Pesetas, die Einnahmen mit 866000000
Pesetas veranschlagt. Das außerordentliche Budget soll auf zwei Jahre
verlängert und die darin geforderten Flottenbewilligungen auf 90 000000
Pesetas gebracht werden. Ferner beantragt der Minister die Ausgabe von
100000 000 Pesetas Schatzbons unter der Garantie der Gruben von Al-
maden. Zur Bestreitung der Kriegsausgaben wird ein besonderer, sechs ver-
schiedene Maßnahmen umfassender Gesetzentwurf eingebracht: 1. Ausgabe
von Staatsrententitres oder Staatsobligationen unter Verbürgung durch
die allgemeinen Hilfsquellen des Staates; 2. Befugnis zur Vermehrung der
Ausgabe von Banknoten; 3. Abschluß von Vorschriften mit den Steuer-
pachtgesellschaften des Staates; 4. Forderung der antizipierten Einzahlung
einer Jahresrate der Grund= und Industriesteuer; 5. Ausgabe von Schatz-
obligationen bis zum Betrage, der der auswärtigen schwebenden Schuld
gleichkommt, und 6. Umwandlung der Titres der auswärtigen Schuld in
solche der inneren.
Anf. Mai. Eindruck der Seeschlacht bei Cavite. Unruhen.
Die Niederlage bei Cavite wird zuerst für einen Sieg ausgegeben;
der Kriegsminister meldet sie den Cortes „mit Freudenthränen in den
Augen“, „als einen Ruhmestag der spanischen Flotte" (val. K. Peters
„Disch. Wochenbl.“ Nr. 29). — Nach dem Bekanntwerden des Verlustes
der Flotte greift allgemeine Niedergeschlagenheit Platz. — Zugleich kommt
es infolge der wirtschaftlichen Notlage zu vielen Tumulten. Die Repu-
blikaner und Karlisten drohen mit einer Schilderhebung.
3. Mai. Verhängung des Belagerungszustandes über Madrid.
8. Mai. (Linares.) Aufruhr, der mit Gewalt unterdrückt
werden muß. 12 Personen werden getötet, viele verwundet.
11. Mai. (Kammer.) Debatte über die Autonomie Kubas.
Sagasta über den Krieg und die politische Lage.
Die Kammer genehmigt gegen die Stimmen der Karlisten die In-
demnität für die Erteilung der Autonomie an die Insel Kuba. Minister-
präsident Sagasta erklärt: Es sei wunderbar, daß Spanien nach so großem
Unglück noch die Thatkraft und die Mittel habe, in dem Kriege gegen eine
mächtige Nation auszuharren. Er bezeichne die Politik der Vereinigten
Staaten als eine perfide und niedrige, die darauf berechnet sei, mit Hilfe